Wien - Die Österreichische Post darf sich über einen neuen Großauftrag in der Paketzustellung freuen. Und der kommt ausgerechnet vom deutschen Konkurrenten Hermes. Der seit 2007 auch in Österreich tätige Paketzusteller wird ab 1. Juni 2009 für die Zustellung von Versandhauspackerln in Österreich die Dienste der Post in Anspruch nehmen.
Durch den Markteintritt vonHermes hatte die Post rund 15 Millionen B2C-Pakete (von Geschäften an Private) jährlich verloren und war zu Kostensenkungen und damit einer massiven Restrukturierung des Zustellnetzes gezwungen. Das scheint sich nun bezahlt zu machen. Der neue Auftrag helfe nicht nur, Volumen und Umsatz zu steigern, sondern trage auch positiv zum Ergebnis bei, sagte Post-Sprecher Marc Zimmermann dem Standard. Man rechne beim Hermes-Auftrag mit einem Paket-Volumen im einstelligen Millionenbereich. 2008 stellte die Post in Österreich 41 Millionen Pakete zu. Wie viele Versandhauspakete Hermes 2008 in Österreich auslieferte, wollte der Zusteller nicht sagen.
Win-Win-Situation
Der Auftrag, den Zimmermann als Win-Win-Situation bezeichnet, zeigt aber auch, dass sich das bisherige Hermes-System nicht gerechnet hat, meinte RCB-Analyst Bernd Maurer. Die rund 600 Frächter, die als Subunternehmer bisher die B2C-Pakete von Hermes zustellten, seien schon gekündigt, erklärte eine Hermes-Sprecherin. C2C-Pakete (von privat an privat) werde Hermes weiterhin mit dem Paketdienst DPD ausliefern. Das Netz an Hermes-Annahmestellen soll von 1200 auf 1600 wachsen.
Mittelfristig könnte die Post dem Konkurrenten das Versandhausgeschäft auch ganz abjagen. Hermes hat mit Otto, Quelle und Neckermann Dreijahresverträge, die Ende 2010 auslaufen. "Wir machen einen Schritt nach dem anderen. Jetzt haben wir eine Kooperation mit Hermes" , sagte Zimmermann. (Gabriele Kolar, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.4.2009)