Frankfurt - "Das Risiko einer Deflation ist in den vergangenen Monaten etwas gestiegen", sagte Orphanides in einem am Dienstag veröffentlichten Bloomberg-Interview.

Zudem könnte die geringe Inflation weitere Leitzinssenkungen nötig machen. "Sollte die Inflation für eine beträchtliche Zeit deutlich unter zwei Prozent bleiben, dann könnte eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik geboten sein, um diesem Fall entgegenzuwirken."

Im März war die Jahresteuerung auf 0,6 Prozent gesunken und damit auf den tiefsten Stand seit rund 13 Jahren. Stabile Preise sieht die EZB bei Werten von knapp unter zwei Prozent gewährleistet. Orphanides sagte, die schwache weltweite Nachfrage der vergangenen Monate dürfte die Inflation dämpfen: "Nicht nur dieses Jahr, sondern auch nächstes Jahr und vielleicht darüber hinaus."

Der Leitzins in der Euro-Zone liegt derzeit bei 1,25 Prozent, EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sieht noch Spielraum für weiteres maßvolles Senken. Eine Nullzinspolitik, wie sie faktisch die US-Notenbank Fed und die japanische Zentralbank betreiben, lehnt Trichet jedoch ab. Die Finanzmärkte gehen davon aus, dass die EZB ihren Zins im Mai auf 1,0 Prozent senkt und dann erst einmal für längere Zeit unverändert lässt. (APA)