Barcelona - In Spaniens Tourismushochburgen schrillen die Alarmglocken: Zu Ostern haben ersten Hochrechnungen zufolge und 30 Prozent weniger Touristen an den Küsten der iberischen Halbinsel übernachtet. Grund dafür war nicht nur das schlechte Wetter. Die Zahl der Flugpassagiere sei um bis zu 20 Prozent zurückgegangen, meldete etwa der Airport Madrid. Vor allem Briten seien daheimgeblieben.
Spanien ist in den vergangenen Jahren zum weltweit zweitwichtigsten Tourismusland nach Frankreich aufgestiegen. Die Fremdenverkehrswirtschaft bestreitet elf Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Laut dem Ministerium für Industrie, Tourismus und Handel sollen in Zukunft drei Sparten im Fremdenverkehr gefördert werden: Der Plan "Turismo Social europeo" will von dem auf 100 Mio. Gäste geschätzten Potenzial der 55-bis 75-jährigen reiselustigen Europäer profitieren.
Wellness und Erneuerung
Der Plan "Privilege Spain" soll vor allem das Hochpreissegment und den Wellness-Tourismus fördern. Und der Plan "Renove" sieht Erneuerung im Hotelgewerbe vor. Insbesondere im Vier-Sterne-Segment fehlen Kapazitäten.
Bis 2011 sollen rund 2,4 Mrd. Euro in die Tourismusförderung fließen, davon 758 Mio. Euro in diesem Jahr. Der Ostertourismus, mit den farbigen Prozessionen in Südspanien, aber auch in Barcelona und Madrid, zählte von jeher zu den Highlights des Fremdenverkehrsjahres. Knapp ein Fünftel der Fremdenverkehrseinnahmen entfallen in manchen Städten auf die Osterzeit. Barcelona hat sich in letzter Zeit als Kultstadt für den Fremdenverkehr entwickelt: Dazu beigetragen haben nicht nur der letzte Film von Woody Allen "Vicky Christina Barcelona" und Falcones Bestseller "Die Kathedrale des Meeres" : auch die Preise sind in jüngster Zeit gefallen.
30 Prozent billiger
"Manche Hotels bieten bis zu 30 Prozent Ermäßigungen an" , bestätigte der österreichische Handelsdelegierte in Barcelona, Christian Gessl. Die Finanztransaktionen im Hotelgewerbe seien schon 2008 um 45 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro gesunken.
Im Kampf gegen die Rezession hat die spanische Regierung unterdessen weitere Konjunkturhilfen nicht ausgeschlossen. "Unser Hauptziel ist es, das Optimale aus den bisherigen Maßnahmen herauszuholen - und neue Schritte zu ergreifen, wenn diese nötig werden" , sagte Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero am Dienstag vor Abgeordneten seiner sozialistischen Partei.
Spanien hat bisher 70 Milliarden Euro zur Ankurbelung der Wirtschaft bereitgestellt. Ungeachtet dessen hat sich die Arbeitslosigkeit in dem südeuropäischen Land seit Beginn der Krise fast verdoppelt. (tkb, Reuters, DER STANDRAD; Print-Ausgabe, 15.4.2009)