Je näher der Gipfel der amerikanischen Staaten rückt, der Ende dieser Woche in Trinidad stattfindet, desto höher wächst in der westlichen Hemisphäre die Erwartung: Wird US-Präsident Barack Obama der - vom Gipfel ausgeschlossenen - Führung Kubas nach bald fünfzig Jahren Feindschaft die Hand der Versöhnung entgegenstrecken?
Zu Wochenbeginn hat Obama jedenfalls klargemacht, dass es ihm um mehr als bloße Gesten geht. Mit den am Montag für die 1,5 Millionen in den USA lebenden Exilkubaner dekretierten Erleichterungen werden die vom Vorgänger George W. Bush verhängten Verschärfungen wieder aufgehoben. Die Summe der Überweisungen an Angehörige auf Kuba, die schon jetzt eine Milliarde Dollar im Jahr ausmacht, könnte sich verdreifachen. Besuche auf der Insel werden für Exilkubaner künftig ohne Restriktionen möglich sein. Mit Blick aufs Geschäft wird auch US-Telekommunikationsfirmen die Kooperation mit Kuba erlaubt. Denkbar ist, dass Kuba-Reisen bald für alle US-Bürger möglich sein werden. Die Aktien von Reiseveranstaltern legen schon jetzt zu.
Das Handelsembargo, das in zahlreichen Gesetzen geregelt wird, kann Obama gar nicht im Alleingang aufheben. Auch von den demokratischen Abgeordneten sind einige dagegen, solange es auf Kuba keine Demokratisierung gibt. Fidel Castro, der sich nun wieder öfter zu Wort meldet, hat die Entwicklung grundsätzlich begrüßt, aber auch gesagt, dass Kuba "nie um Almosen bitten" werde. Er verweist darauf, dass alle Regierungen Lateinamerikas auf die Wiederaufnahme Kubas in die Familie amerikanischer Staaten drängen. (Erhard Stackl/DER STANDARD, Printausgabe, 15.4.2009)