Margit Schratzenstaller plädiert für ein "Gesamtkonzept", in dem Vermögens- und Ökosteuern angehoben werden, um die Lohnnebenkosten vor allem im unteren Einkommensbereich zu senken.

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Wien - Unterstützung für die Forderung des steirischen Landeshauptmannes Franz Voves (SPÖ) nach höheren Vermögenssteuern kommt vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Wifo-Budgetexpertin Margit Schratzenstaller plädiert für ein "Gesamtkonzept", in dem Vermögens- und Ökosteuern angehoben werden, um die Lohnnebenkosten vor allem im unteren Einkommensbereich zu senken. Die Wirtschaftskrise ist aus ihrer Sicht kein Argument dagegen: "Es ist umso dringlicher, weil die Beschäftigungsprobleme größer werden."

Das Wirtschaftsforschungsinstitut hat bereits im Vorjahr ein Konzept vorgelegt, das deutlich über die von der Regierung beschlossene Steuerreform hinausging. Während die Regierung eine Entlastung von 2,3 Mrd. Euro beschloss, trat das Wifo für eine Senkung von Sozialversicherungsbeiträgen und Lohnsteuer um bis zu 5,7 Mrd. Euro ein. Im Gegenzug sollten Steuern auf Energie, Vermögen, Tabak, Alkohol und Glücksspiel um insgesamt bis zu drei Mrd. Euro angehoben werden.

"Kassensturz" nach der Krise

"Unser Strukturreformkonzept gilt nach wie vor", sagte Schratzenstaller gegenüber der APA. Durch die Wirtschaftskrise und die steigende Arbeitslosigkeit sei eine Senkung der Lohnnebenkosten nun "umso dringlicher geworden". Außerdem müsse man sich jetzt schon Gedanken machen, wie die Kosten der Wirtschaftskrise (Stichwort: steigende Staatsverschuldung) finanziert werden soll. Klarheit werde ein "Kassensturz" nach der Krise bringen: "Wenn die Krise vorbei ist wird man sehen, wie schlimm es um die öffentlichen Finanzen bestellt ist.

Schratzenstaller glaubt, dass der "Druck der Verhältnisse" dann den Ausschlag für eine Reform der Steuerstrukturen geben wird. Möglich wäre demnach die Wiedereinführung einer reformierten Erbschafts- und Schenkungssteuer, eine neue Vermögenszuwachssteuer und die Anhebung der Grundsteuer. Details würde sie zwar erst nach Bewältigung der Wirtschaftskrise diskutieren, sagt Schratzenstaller. Die Politik wäre aus ihrer Sicht aber gut beraten, sich die "Option offen zu lassen", im Rahmen eines Gesamtkonzepts auch die Vermögenssteuern zu erhöhen.

Internationaler Vergleich

Österreich hebt im internationalen Vergleich niedrige Vermögenssteuern ein: Während vermögensbezogene Steuern im OECD-Schnitt 2,0 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen, sind es hierzulande nur 0,6 Prozent (stand 2006). Nach Abschaffung der Vermögenssteuer in den 90er Jahren und der Erbschafts- und Schenkungssteuer im Vorjahr existieren in Österreich an Vermögenssteuern nur noch die Grundsteuer der Länder (2008 etwa 600 Mio. Euro), die Grunderwerbssteuer (651,6 Mio. Euro) sowie die Kapitalverkehrssteuer (88,9 Mio. Euro). Zum Vergleich: Allein die Tabaksteuer brachte im Vorjahr 1,424 Mrd. Euro. (APA)