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Heilkräuter können Gutes für das kindliche Immunsystem leisten, wenn sie richtig angewendet werden

Foto: APA/dpa/Wolfgang Weihs

"Eines der großen Probleme bei Asthma und COPD ist, dass beide sich schleichend entwickeln. Speziell der Einsatz der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) hat ein umso größeres Potenzial, je früher er beginnt. Es kann also nicht oft genug betont werden, wie wichtig Früherkennung ist", so Johannes Saukel vom Department für Pharmakognosie an der Universität Wien.

Zwar liege die Vermeidung der Hauptursache von COPD, des Rauchens, einzig und allein in der Verantwortung der oder des Betroffenen, doch davon abgesehen könne traditionelle Phytotherapie sowohl bei COPD als auch bei Asthma bereits im Vorfeld vorbeugend eingesetzt werden.

Atemwegsinfekte ausheilen lassen

Eine der Ursachen für die Entwicklung von Asthma und Lungenfunktionsstörungen liegt laut Saukel nämlich darin, dass an sich harmlose Atemwegsinfekte im Kindesalter heute nur mehr selten ausheilen dürfen. Werden die Ausheilung einer Bronchitis und das damit verbundene Training des Immunsystems aber durch die unkritische Gabe von Antibiotika und fiebersenkenden Mittel verhindert, schlittern Kinder oft regelrecht von einem Infekt in den nächsten. "So können bleibende Schäden an der Bronchialschleimhaut entstehen, die zu permanenten Entzündungserscheinungen bis hin zur Gewebszerstörung führen können. Ein Zusammenhang zwischen der Gabe fiebersenkender Mittel im Kleinkindalter und der späteren Entwicklung von Asthma undLungenfunktionsstörungen ist nachgewiesen."

Heilpflanzen unterstützen Immunsystem

"Die Pflanzenheilkunde und die traditionelle Volksmedizin kennt eine Vielzahl von Behandlungsmethoden und Heilpflanzenanwendungen, die das Immunsystem unterstützen und eine Ausheilung fördern, auch wenn die Kleinen das Bett dann etwas länger hüten müssen", so der Pflanzenexperte. Ihr Repertoire beginne bei Essigpatscherln und Brustwickel, deren Anwendung junge Eltern wieder lernen sollten. 

Auf natürlichem Wege fiebersenkend und dokumentiertermaßen heilsam für Atemwegsinfekte sind Tees, Säfte, Sirupe oder Salben aus: Lindenblüte, Holunderblüte, Mädesüßblüte, Königskerzenblüte, Spitzwegerichblatt, Salbeiblatt, Efeublatt, Eibisch (Wurzel, Blatt), Sonnenhut (Wurzel, Kraut), Malve (Blüte, Blatt), Thymiankraut,
Quendelkraut, Sonnentaukraut, Eisenkraut, Weidenrinde, Huflattichblatt, Isländisches Moos, Anisfrucht, Fenchelfrucht, Hollunderbeeren, Orangenschalen, Süßholzwurzel, Primelwurzel;

Pflanzliche Heil-Ansätze gegen Asthma und COPD

Doch auch wenn sich Asthma und COPD bereits entwickelt haben sollten, zeige die Forschung Hinweise auf die Wirksamkeit spezifischer Heilpflanzen, allerdings, wie erwähnt, vor allem in Frühstadien der Erkrankungen.

So wirken Pestwurzelextrakte bronchialerweiternd; Meisterwurz-Arten, Exktrakte aus Fenchel- und Anisfrüchten aus der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) und der Traditionellen Chinesischen Medizin bekannt, verbessern die Lungenfunktion vergleichbar stark wie herkömmliche, synthetische Medikamente. 

In der TCM werden mehrere Arten (etwa Süßholzwurzelarten) bei Beschwerden der Atmungsorgane verwendet und werden nun näher untersucht. Erforscht wird auch die bronchospasmolytische Wirkung bestimmter indischer und indianischer Heilpflanzen, die in Studien mit der Standardmedikation Theophyllin, einem Alkaloid, das in Teeblättern vorkommt verglichen wird. "Von fertig entwickelten neuen Arzneimitteln auf pflanzlicher Basis, sind wir aber leider noch weit entfernt", so Saukel.

Österreichische Forschung

Das Wissen um die Heilkraft unserer Flora beruht zum guten Teil auf jahrhundertelanger Erfahrung, doch es kann sehr schwierig und vor allem teuer sein, Wirknachweise nach den Regeln der evidenzbasierten Medizin zu erbringen - unter anderem deshalb, weil in Pflanzen nie nur eine Substanz, sondern bis zu mehreren hundert Stoffen synergetisch zusammenwirken. Innerhalb der EU gibt es noch bis Ende 2011 die Möglichkeit, Pflanzen, deren traditioneller heilkundlicher Gebrauch über mindestens 30 Jahre nachgewiesen werden kann, in einem vereinfachten Verfahren zuzulassen.

Am Institut für Pharmakognosie an der Wiener Universität läuft seit bereits 25 Jahren das Projekt "Erforschung der alpinen Volksmedizin", aus dem sich inzwischen eine Datenbank (Volksmed-Datenbank) mit 70.000 Angaben zu Einzelanwendungen und 40.000 zu Rezepturen ergeben hat. (red, derStandard.at)