Pjöngjang/Wien - Das Spiel beginnt wieder einmal von vorne: Nordkorea hat am Mittwoch angekündigt, sein Atomwaffenprogramm wieder aufnehmen zu wollen, auf das es bereits zwei Mal - im Jahr 1994 und 2007 - für US-Zugeständnisse verzichtet hatte. Anlass für die neue Zuspitzung ist die Verurteilung des jüngsten nordkoreanischen Raketenstarts durch den UNO-Sicherheitsrat.

1985 - Nordkorea tritt dem Atomwaffensperrvertrag (Nuclear Non Proliferation Treaty) bei.

1992 - Pjöngjang stimmt Inspektionen durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO/IAEA) zu, übergibt eine Liste bisher geheim gehaltener Anlagen.

1993 - Pjöngjang informiert UNO-Sicherheitsrat über die Absicht, aus dem Sperrvertrag auszusteigen, zieht Erklärung aber kurzfristig wieder zurück. Die IAEO verdächtigt Nordkorea des Verstoßes gegen den Atomwaffensperrvertrag.

1994 - Nordkorea verweigert Inspektionen. Nach Vermittlung des Ex-US-Präsidenten Jimmy Carter einigen sich die USA und Nordkorea in Genf auf ein Abkommen zum Einfrieren des Atomprogramms im Gegenzug für Energielieferung und den Bau von zwei Leichtwasserreaktoren.

1998 - Nordkorea dementiert Mittelstrecken-Raketentest über dem Pazifik. Die USA verlangen Untersuchung von Anlagen in Nordkorea, die waffenfähiges Plutonium herstellen könnten.

1999 - US-Experten erachten das Tunnelsystem bei Yongbyon als nicht zur Herstellung von Atomwaffen geeignet. Die USA lockern ihre Wirtschaftssanktionen.

2000 - Die Gespräche zwischen USA und Nordkorea bleiben ohne Annäherung.

2001 - Nordkorea erwägt Raketentests wieder aufzunehmen und lehnt Inspektionen durch UNO-Experten ab.

2002 - US-Präsident George W. Bush wirft Irak, Iran und Nordkorea als "Achse des Bösen" vor, Massenvernichtungswaffen anzustreben und konfrontiert Nordkorea mit Hinweisen auf Bemühungen um den Aufbau eines Urananreicherungsprogramm. Nordkorea gibt daraufhin geheimes Atomwaffenprogramm zu und erklärt, sich an den Vertrag mit Washington von 1994 nicht mehr gebunden zu fühlen. Im Dezember weist Nordkorea die Atominspektoren aus.

2003 - Die IAEO verlangt Rückkehr der Inspektoren und droht mit Sanktionen. Nordkorea zieht sich am 10. Jänner vom Atomwaffensperrvertrag zurück. Im August beginnen die Sechs-Länder-Gespräche zwischen Nordkorea, den USA, China, Südkorea, Japan und Russland, die zunächst ohne Erfolg verlaufen.

2005 - Pjöngjang bekennt sich im Februar erstmals offiziell zum Besitz von Atomwaffen. Nordkorea fordert für einen Verzicht auf seine Atomwaffen Wirtschaftshilfen, Sicherheitsgarantien und die Lieferung ziviler Leichtwasserreaktoren durch die USA. Eine Einigung scheitert an den US-Finanzsanktionen gegen Nordkorea.

2006 - Nordkorea unternimmt im Juli Langstrecken-Raketentests. Am 9. Oktober folgt der erste Atomwaffenversuch. Der UNO-Sicherheitsrat verhängt am 15. Oktober Sanktionen. Im Dezember kehrt Nordkorea zu den Sechser-Gesprächen zurück, nachdem 25 Millionen US-Dollar auf eingefrorenen Konten freigegeben werden.

2007 - Einigung im Februar auf Schließung der Atomanlagen in Yongbyon. Die USA stellen im Gegenzug Energie- und Wirtschaftshilfen, Sicherheitsgarantien und eine Normalisierung der Beziehungen in Aussicht. Am 14. Juli fährt Nordkorea seinen umstrittenen Atomkomplex in Yongbyon herunter und lässt erstmals wieder Inspektoren ins Land. Im Oktober wird die Offenlegung des gesamten Programms bis Jahresende vereinbart, die Frist verstreicht ohne Offenlegung.

2008 - Am 27. Juli sprengt Nordkorea symbolisch den Kühlturm von Yongbyon. Am 11. Oktober entfernen die USA Nordkorea von der Liste der den Terrorismus unterstützenden Staaten.

2009 - Im Februar kündigte Pjöngjang den Abschuss einer Weltraumrakete an. Der Westen wertet dies als einen vom UNO-Sicherheitsrat untersagten Raketentest. Am 5. April schießt Nordkorea eine Rakete ab, und meldet die Platzierung eines Satelliten in einer Erdumlaufbahn. Am 13. April verurteilt der UNO-Sicherheitsrat den Raketenabschuss und stellt einer Verschärfung der Sanktionen gegen Pjöngjang in Aussicht. Am 14. April verkündet Nordkorea, "nie wieder" an den Sechser-Gesprächen teilnehmen und sein Atomprogramm wieder aufnehmen zu wollen. Die IAEO-Inspektoren werden des Landes verwiesen. (APA/dpa/AP/AFP)