Aus der Sicht eines Soldaten.

Foto: Konami

Was von Irakkrieg-Spielfilmen wie "Redacted" bekannt ist, greift nun auch in die Welt der Videospielwelt über. Der japanische Herausgeber Konami und das Entwicklerstudio Atomic Games wollen erst 2010 den ersten Egoshooter zum jüngsten Irakkrieg auf den Markt bringen. Der Titel Six Days in Fallujah hat aber schon vor seiner Veröffentlichung breite Wellen geschlagen. Einerseits wird die Thematik des Spiels an sich kritisiert, andererseits fragen sich Kritiker, was die Hersteller damit bezwecken.

Im Rahmen eines kürzlich abgehaltenen Events, hat sich Atomic Games-President Peter Tamte zu seinem umstrittenen Werk geäußert, Joystiq hat einen auführlichen Artikel dazu veröffentlicht:

Von allen Seiten

Laut Tamte soll Six Days in Fallujah die Ereignisse des US-Einsatzes in Fallujah nachstellen und Spielern einen Insider-Einblick in das Vorgefallene gewehren. Um die Rekreation so authentisch und objektiv wie möglich zu gestalten, habe man die Gefechte basierend auf Aussagen von US-Marines, irakischen Zivilisten und sogar Aufständischen nachgestellt.

Zwar wurde die Idee zum Spiel aus den Berichten heimkehrender US-Soldaten geboren, Tamte hält es aber für wichtig zu erklären, weshalb Aufständische aus aller Herren Länder sich versammelt hatten, um Widerstand zu leisten. "Ich denke, wir sind alle neugierig zu erfahren, (weshalb sie dort hingekommen sind), obwohl sie wussten, dass sie sterben werden", so der Entwickler. Man könne man die Ereignisse nicht nachstellen, ohne die Perspektiven aller beteiligten Parteien zu beleuchten.

Entsetzen

Diese Aussagen haben indes für Aufruhr bei Kriegsveteranen gesorgt. Dan Rosenthal, Betreiber der Seite gameslaw.net ist entsetzt über Tamtes Absichten: "Es ist absolut unglaublich, dass Peter Tamte und Jaun Benito eine 'unterhaltende' Erfahrung aus einem Krieg machen wollen, in dem wir tatsächlich gekämpft haben, während man Ratschläge von Aufständischen einholt, wie man Marines am besten tötet - von Leuten die im echten Leben dazu ausgebildet wurden, Marines zu töten."

"Verharmlosung"

Rosenthal hält es auch für zwiespältig von Tamte zu behaupten, man sähe das Spiel als ein "Erzählen von Geschichten". Für die Toten im Krieg und deren Kameraden sei das wie "ein Schlag ins Gesicht", wenn das "Geschichten erzählende"-Spiel unrealistische Effekte inkludiere, wie die automatische regeneration des Spielers. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies nicht dazugehörte, als ich im Irak war", so der Veteran.

Laut Tamte sollen insgesamt 47 Iraker und US-Marines an der Nachstellung der Kämpfe mitarbeiten, um einen möglichst hohen Detailgrad zu sichern.

Zerstörung

Das Spiel, das für die Konsolen Xbox 360 und PlayStation 3 sowie PC und Mac entwickelt wird, solle den Schaffern nach, ein hohes Maß an Realismus bieten. Gewehrfeuer und Granaten würden ihre Spuren hinterlassen, Mauern und Gebäude ließen sich zerstören. "Marines kommen nicht über die Vordertür", kommentierte Tamte kürzlich in einem Interview mit Gametrailers die Funktionen der hauseigenen Spieleengine.

Kontrovers

Während Six Days in Fallujah insbesondere in den USA für heiße Diskussionen sorgt, dürfte generell die Vermischung von so genannten dokumentarischen Elementen mit dem spielerischen Unrealismus, zum Nachdenken anregen.

Wie sehr sich Kritik, Objektivität und Dokumentation tatsächlich mit der Rolle des in eine Rolle gezwängten Spielers vereinen lassen, muss sich zeigen. In jedem Fall prekär für Außenstehende ist die Verstrickung des CIA in die Entwicklung des Videospiels. Ein Gutteil der Finanzierung soll durch den US-Geheimdienst erfolgen... (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 15.4.2009)