Wer laut ist und droht, wird beachtet und holt mehr raus. Mit der Ausweisung der IAEO-Inspektoren und der angekündigten Wiederaufnahme seines Nuklearprogramms greift Nordkorea auf sein altes Rezept zurück. Atomprogramm on, Atomprogramm off. Das hat schon in der Vergangenheit funktioniert. Beispiel aus dem Herbst vergangenen Jahres: Als das Land ankündigte, den demontierten Reaktor Yongbyon wieder in Betrieb zu nehmen, strichen die USA Nordkorea von der Terrorliste.
Es ist ein Machtspiel des weitgehend isolierten Landes, das auch durch den Wechsel an der US-Staatsspitze neu adjustiert werden muss. US-Präsident Barack Obama hat sich klar zur nuklearen Abrüstung bekannt. Allerdings erfährt Nordkorea - im Gegensatz zu dem zweiten westlichen Sorgenkind in Sachen Atomambitionen, dem Iran - derzeit keine vorsichtige Zuwendung. Im Gegenteil: Nach dem Raketenstart von Anfang April forderte Obama eine "starke Reaktion" der Welt und die "Bestrafung" des Landes.
Insofern kann Nordkorea die Erklärung im Sicherheitsrat als kleinen Sieg verbuchen: Eine wirkliche Resolution, die bindenden Charakter gehabt hätte, scheiterte an seinem wichtigsten Handelspartner China und auch an Russland.
Dabei geht es Pjöngjang gerade darum, dass vor allem die USA weiter mit ihm verhandeln - nur in stärkerer Position. Dass die Sechsergespräche auf ewig zu Ende sind, ist höchst unwahrscheinlich. Schon wegen der vorgesehenen Wirtschafts- und Energiehilfen ist ein nordkoreanisches "Nie wieder" immer verhandelbar. (DER STANDARD, Printausgabe, 16.4.2009)