In einem stagnierenden Tageszeitungsmarkt ist es dem STANDARD gelungen, seine Reichweite im Vorjahr von 5,0 auf 5,5 Prozent zu steigern. In Leserzahlen ist das laut Media-Analyse ein Zuwachs von 352.000 auf 383.000. STANDARD-Geschäftsführer Wolfgang Bergmann führt dies unter anderem auf die Kontinuität und die "schlichte Professionalität" der Zeitung zurück. Er habe die Erfahrung gemacht, sagte Bergmann im Gespräch mit der APA, dass "kurzatmiger Aktionismus nicht greift und angekündigte Revolutionen meist nicht stattfinden".
Vom Neustart der Sonntags-"Presse" fühlt sich Bergmann daher auch nicht bedroht. Im Gegenteil - DER STANDARD konnte nach eigenen Angaben seit dem Start der "Presse am Sonntag" die Entnahmen der Samstagsausgabe um 15 Prozent steigern. Bergmann erklärt das mit der Tatsache, dass DER STANDARD am Samstagnachmittag beziehungsweise -abend jetzt eine Alleinstellung habe. "Dadurch, dass 'Die Presse' am Samstag nicht mehr aushängt, ist unsere Ausgabe noch gewichtiger geworden". Eine siebente Ausgabe des STANDARD sei daher auch nicht geplant.
Vielmehr gelte es, in Zeiten der Krise "alle Möglichkeiten für eine schlankere Aufstellung zu nutzen". Eine Zeitung sei "keine feste Größe", so Bergmann. Das gelte für ihren Umfang, ihre Auflage und die Anzahl des Personals. Auch beim STANDARD sollen künftig Posten nicht mehr nachbesetzt werden und, wo möglich, eine einvernehmliche Trennung von Mitarbeitern gesucht werden. Auf die Konjunkturkrise ist der STANDARD bereits seit vergangenen Herbst vorbereitet - jetzt gehe es darum, "langsam auf die Konjunkturzyklen zu reagieren". "Wir werden jetzt keine überfallartigen Maßnahmen setzen", beruhigte Bergmann.
"Schulter an Schulter"
Dass der erfolgreiche Onlineauftritt des STANDARD dem Printtitel in den aktuell schweren Zeiten finanziell unter die Arme greifen könnte, schließt Bergmann aus. "Die zwei verschiedenen Medien müssen je für sich erfolgreich sein. Ich warne davor, dass ein erfolgreiches Geschäftsmodell das weniger erfolgreiche finanziert." Vielmehr müssten die beiden Bereiche "Schulter an Schulter" kämpfen. Der Onlinebereich habe sich dabei zum Beispiel als "wichtiger Kanal in der Bewerbung von Abonnements" erwiesen.
Vorstellbar sind für Bergmann Kooperationsmodelle mit anderen Verlagshäusern. Beim Vertrieb arbeitet DER STANDARD schon jetzt mit anderen Zeitungen zusammen. "Wir haben hier keine Berührungsängste", sagt der STANDARD-Geschäftsführer. Vorerst keine über den Druck hinausgehende Kooperation ist mit der Mediaprint geplant, versicherte Bergmann. Ab 2010 wird der lachsrosa Titel auf Druckmaschinen der Mediaprint ("Kronen Zeitung", "Kurier") gedruckt. Grund dafür: Der bisherige Vertrag mit Goldmann ist ausgelaufen und das Offert der Mediaprint war "kostenseitig und verkehrstechnisch" attraktiver.
Davon, dass DER STANDARD als Printtitel die Krise langfristig überleben wird, ist Bergmann überzeugt. Der Geschäftsführer hält es für möglich, dass der Printmarkt in den nächsten zehn bis 15 Jahren nachhaltig umgewälzt wird, dass Printtitel aber nie gänzlich verschwinden werden. Es werde auch immer eine gewisse Elite geben, die bereit ist, für Printprodukte zu zahlen. Und Bergmann ist sich sicher, dass seine Zeitung unter diesen Titeln ist. In unmittelbarer Zukunft ist Bergmann zuversichtlich, dass DER STANDARD dank den "neuen MA-Zahlen und dem deutlichen Leserzuwachs im Vergleich zum direkten Mitbewerber 'Die Presse' so stark wie nie in die Marktauseinandersetzung geht". (APA)