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Andrea Mayr und Günther Weidlinger

Foto: APA/ Pfarrhofer

Wien - Um 8.59 Uhr wird am Sonntag auf der Wagramerstraße vor der Reichsbrücke in Wien der Vienna City Marathon mit den Eliteathleten gestartet, pünktlich zur vollen Stunde folgt dann das Hauptfeld. Debütant Günther Weidlinger hat sich die Verbesserung des österreichischen Rekordes von Gerhard Hartmann von 2:12:22 aus dem Jahr 1986 zum Ziel gesetzt, Andrea Mayr, die ebenfalls ihren ersten 42,195-km-Lauf absolvieren wird, hält sich mit Prognosen zurück, hofft aber auf Erreichen des WM-Limits von 2:35.

Der ehemalige Hindernisläufer Weidlinger hat sich mehr als sechs Monate auf seinen ersten Marathon vorbereitet, eine Zeit, in der er "fast größeren Spaß" empfand als bei den Bahntrainings in den Jahren zuvor. Vor allem die Dauerläufer hatten es ihm angetan, da kam ihm sogar manchmal der Gedanke, warum er nicht schon zwei, drei Jahre früher den Umstieg gewagt hatte. "Aber dann hätte ich den österreichischen 10.000-m-Rekord nicht mehr verbessert (27:36,46/Anm.) und wäre vielleicht nicht die sehr gute Halbmarathonzeit gelaufen (1:01:42/Anm.)", sagte der Oberösterreicher.

4.400 Kilometer hat er seit 29. September laufender Weise absolviert, eine leichte Adduktorenverletzung kostete ihm lediglich geschätzte 100 Kilometer, war also "kein Beinbruch", merkte der Olympia-Achte in Sydney 2000 im Steeple an. Auch Mayr hielt sich extrem an den Trainingsplan, wegen einer langwierigen Fußverletzung läuft sie mit dickem Tape, sieht dadurch aber kein Problem.

Weidlingers Plan sieht vor, dass er bis Kilometer 35 von zwei Tempomachern begleitet wird. "15:40 Minuten auf 5 Kilometer und das sieben Mal, das bedeutet eine Halbmarathon-Durchgangszeit von 66 Minuten", rechnet das Lauf-Ass vor. "Wenn bis dahin alles gut geht, möchte ich beschleunigen. Ich hoffe, dass ich am Ende die größten Kraftreserven habe und noch ein paar überholen kann." Er werde seine Vorgabe während des Marathons nicht ändern, auch wenn er das Gefühl habe, dass noch mehr drinnen sei, weil er den Verlust des möglichen Rekordes nicht riskieren werde.

Mayr hält sich bedeckt, was ihre Pace betrifft, auch dazu, ob sie es möglicherweise auch in Nähe des von Eva Maria Gradwohl gelegenen Rekordes von 2:30:51 anlegt, wollte die 29-Jährige, die in der Vergangenheit erfolgreich im Berglauf, Duathlon und über die Hindernisdistanz unterwegs war, nicht verraten. "Quält mich nicht." Sie habe keine Vergleichswerte und hoffe einfach, dass sie ihr Training 1:1 werde umsetzen können. Während Mayr bei Erreichen des WM-Limits mit einem Start im August in Berlin liebäugelt, ist dies für Weidlinger auch bei Erreichen des Limits von 2:14 kein Thema.

"Startzeit des WM-Marathons ist 11.00 Uhr, das ist hirnrissig, wenn es dann 30 Grad beim Start hat und 33 im Ziel", begründetet er seine Entscheidung. Sehr wohl möglich ist für ihn aber die Teilnahme über 10.000 m (wie bei Olympia in Athen/27.), eingeplant hat der ÖLV-Rekordler auf fast allen Mittel- und Langstrecken zudem einen Herbstmarathon, Frankfurt oder auch Berlin würden sich anbieten, im Frühjahr 2010 würde wieder Wien folgen.

Jetzt hofft der 30-Jährige, dass sich bis Sonntag noch die notwendige Nervosität einstellt, die er bei Top-Events braucht; dass die Temperaturen frühlingshaft sind, der Wind von der richtigen Richtung kommt und vielleicht auch ein kleiner Regenschauer auf ihn niederprasselt. Aufs Trinken wird Weidlinger trotzdem nicht verzichten - anders als Hartmann bei seinem Rekordlauf vor 23 Jahren. "Da waren nur 1, 2 Grad Lufttemperatur, er hat keinen Schluck Wasser zu sich genommen, denn da wäre ihm wohl der Magen eingefroren", erzählte Weidlinger.

Die gebürtige Welserin Mayr kann fast nicht mehr gehalten werden, wenn sie Marathon hört: "Ich wäre schon vergangenen Sonntag so weit gewesen, aber man hat den Lauf für mich nicht vorverlegt. Bitte lasst mich endlich loslaufen! Ich bin schon so nervös und werde ganz irre im Kopf." (APA)