Anhand von zwei verschiedenen Büros illustriert und diskutiert Girardi räumliche Aneignung, Zuschreibung, Wahrnehmung sowie die Rolle von Architektur bei Gender-Konstruktionen. Mithilfe von Grundrissen, Fotos und Interview-Zitaten werden Gender-Konstruktionen und -Wahrnehmungen verdeutlicht.

Foto: Girardi

Architektur ist sowohl in ihrer wissenschaftlichen und theoretischen Diskussion als auch praktischen Umsetzung männlich dominiert und eignet sich als gesellschaftliches Artefakt in der Rolle eines Zeugnisses von Macht- und Wertstrukturen hervorragend für sozialwissenschaftliche Analysen.

Eine solche präsentiert Julia Girardi im Rahmen der Reihe "Kunst-Forschung-Geschlecht" mit ihrem Vortrag "Architektur der Arbeit – Gendered office-spaces", in dem sie raumbezogene Aspekte der Sozialisation in Geschlechterrollen beleuchtet. Ihre dem Vortrag zugrunde liegende Dissertation ist eine interdisziplinäre Arbeit: Einerseits sollen Raum- und Architektursoziologie mittels einer Methodentriangulation mit Erkenntnissen der Umweltpsychologie verknüpft werden, andererseits sollen arbeitssoziologische Überlegungen miteingebunden werden.

Die raumzeitliche Veränderung der Erwerbsarbeit von fordistischen Industriearbeitsplätzen zu feminisiertem, zeitlich sowie örtlich flexiblem Arbeiten beeinflusst Genderkonstitutionen und die Bedeutung von Arbeit für die Identitätsbildung. Diese Veränderungen werden laufend in verschiedenen Disziplinen der Wirtschafts-und Sozialwissenschaften diskutiert, jedoch meist ohne auf die sich somit verändernde Bedeutung und Wirkung von der Architektur des Arbeitsumfeldes, einzugehen. (red)