Graz/Bregenz - Grazer steigen immer öfter aufs Fahrrad und immer weniger ins Auto. Zu diesem Schluss kommt eine am Donnerstag im Rathaus von Vizebürgermeisterin Lisa Rücker (Grüne) präsentierte Studie, in der das Mobilitätsverhalten der Grazer Bevölkerung analysiert und mit Werten seit 1982 verglichen wurde. 3200 Personen wurden dazu befragt.

Was dabei für Rücker in der von Feinstaub geplagten Stadt "sehr erfreulich" ist - und beweise, dass sich der Ausbau des Radnetzes gelohnt habe: Der motorisierte Individualverkehr nahm in den letzten fünf Jahren trotz des Anstiegs des Gesamtverkehrs um drei Prozent auf 35,7 Prozent ab, während der Radverkehr um zwei Prozent zunahm und nun bei satten 16,1 Prozent hält.

Zum Vergleich: In Wien fahren nur rund vier Prozent mit dem Drahtesel. Die Öffis erleben nur eine langsame Aufwertung an der Mur: Seit 2004 entschlossen sich 0,6 Prozent mehr Verkehrsteilnehmer Bim oder Bus zu nehmen. In Bregenz versucht man, wenigstens den individuellen Transitverkehr aus der Stadt zu verlagern. Seit sieben Monaten bietet die Asfinag mit der kostengünstigen Tagesmaut "KorridorVignette" sogenannten Vignettenflüchtlingen einen Anreiz, zwischen deutscher Staatsgrenze und Hohenems auf der Autobahn zu bleiben.

Die Entlastungswirkung für Bregenz hält sich aber, so eine am Donnerstag präsentierte Halbjahresbilanz, in Grenzen. Von den 4000 Vignettenflüchtlingen (Erhebung aus 2006) wechselten werktags nur 10,6 Prozent (423 Fahrzeuge) auf die Autobahn. Walter Riepler (Asfinag) und Christian Rankl (Amt der Landesregierung) umschreiben die Entlastungswirkung mit "moderat".

Weniger moderat sind die Mindereinnahmen der Asfinag. Riepler beziffert sie mit 80.000 bis 90.000 Euro. Verursacher sind Vignetten-Umsteiger, die statt Zehn-Tages-, Monats- oder Jahresvignette nun die billigere Variante kaufen.

Im nächsten halben Jahr soll die Auswirkung der Vignette auf die stauträchtigen Wochenenden untersucht werden. (cms, jub/DER STANDARD, Printausgabe, 17. April 2009)