Essen - Die Essener Krupp-Stiftung hat die große Kunst-Ausstellung "Menschenbilder" abgesagt, die für das Kulturhauptstadtjahr 2010 in der Villa Hügel geplant war. Hintergrund seien die hohen Kosten, teilten die Krupp-Stiftung und die Kulturstiftung Ruhr am Donnerstag in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Hauptleihgeber für die Schau wäre das Kunsthistorische Museum in Wien gewesen. Gemäldegalerie-Direktor Karl Schütz wolle nun versuchen, die Schau in reduziertem Umfang 2011 im KHM zu zeigen, hieß es auf Anfrage.

Bei der im ehemaligen Krupp-Stammsitz Villa Hügel geplanten Ausstellung "Menschenbilder in der deutschen Kunst 1450 - 1550" sollten vom 14. August bis 21. November 2010 Meisterwerke von Renaissance-Künstlern gezeigt werden. Neben Bildern von Lucas Cranach, Albrecht Dürer, Hans Holbein und Tilman Riemenschneider sollten auch kostbare Tapisserien, Goldschmiedearbeiten und Altarbilder zu sehen sein.

Jahrzehntelang habe es in Deutschland keine Ausstellung zu diesem Thema gegeben, hatten die Organisatoren bei der Ankündigung der Ausstellung im vergangenen Herbst mitgeteilt. Die Schau war jedoch kein offizielles Projekt des Kulturhauptstadtjahres. Die Krupp-Stiftung wolle in dem schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfeld künftig bei neuen Großvorhaben Zurückhaltung zeigen, hieß es. In der historischen Villa Hügel, dem ehemaligen Stammsitz der Krupps, waren in den vergangenen Jahren bedeutende Ausstellungen wie zur Kunst Tibets und Chinas oder zur flämischen Malerei zu sehen.

Krupp-Stiftung und Stahlkrise

Die Krupp-Stiftung ist mit rund 25 Prozent größte Anteilseignerin des durch die Stahlkrise schwer getroffenen ThyssenKrupp-Konzerns. Vorsitzender des Kuratoriums der nach dem letzten persönlichen Konzern-Inhaber Alfried Krupp von Bohlen und Halbach benannten Stiftung ist Berthold Beitz. Nach Informationen des "Handelsblatts" soll der 95-jährige Stiftungs-Chef trotz der Branchenkrise weiterhin auf die Zahlung einer Dividende für die Stiftung pochen. Nach Einschätzung von Analysten könnte ThyssenKrupp im laufenden Geschäftsjahr in die Verlustzone rutschen, schreibt das Blatt. Zuletzt seien an die Stiftung aus der Dividende noch rund 170 Millionen Euro geflossen.

Das Förderprogramm sowie laufende Vorhaben seien von der Absage nicht betroffen, hieß es. Die Krupp-Stiftung ist mit 55 Millionen Euro alleinige Förderin beim Neubau des Essener Museums Folkwang, der Anfang 2010 eröffnet werden soll. Während des Museums-Umbaus werden noch bis Ende August Werke aus dem Bestand des Folkwang-Museums in der Villa Hügel gezeigt. (APA/dpa)