Ankara - Die türkische Justiz hat acht weitere Verdächtige wegen einer mutmaßlichen Verschwörung zum Sturz der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan angeklagt. Wie das Gericht in Istanbul am Freitag bekanntgab, sind der Rektor der Baskent-Universität in Ankara, Mehmet Haberal, sowie drei ehemalige Universitätsrektoren unter den Angeklagten. Haberal wird vorgeworfen, Treffen mit regierungskritischen Verfechtern der säkularen Gesellschaftsordnung organisiert zu haben. Ziel sei die Gründung einer neuen politischen Gruppierung gewesen.
Haberal ist Eigentümer des Fernsehsenders Kanal B, dessen Zentrale am Montag durchsucht worden war. Im Zuge der Ermittlungen gegen das ultranationalistische Netzwerk Ergenekon wurden bereits mehr als 200 Personen festgenommen, darunter viele Akademiker, Journalisten, Ex-Generäle, weitere Offiziere und Polizisten. Die Regierung verdächtigt Ergenekon, mit Gewaltakten einen Militärputsch provozieren zu wollen. Auf der Todesliste der Organisation sollen unter anderen Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk und der in Istanbul residierende Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, das Oberhaupt der orthodoxen Christenheit, stehen.
Kritiker halten der konservativ-islamischen Regierung vor, sie versuche auf diese Weise, die für eine säkulare Gesellschaftsordnung eintretenden Kräfte mundtot zu machen. Generalstabschef Ilker Basbug sprach seinerseits von einer Verleumdungskampagne islamistischer Gruppen, welche versuchten, die Streitkräfte als antireligiös und antidemokratisch darzustellen. (APA/AP)