Havanna/Port-au-Prince - In den Beziehungen zwischen den USA und Kuba scheint tatsächlich Tauwetter anzubrechen. Ein Aufruf von US-Präsident Barack Obama an die Führung in Kuba, dass sie nun am Zuge sei, nachdem er etliche Erleichterungen für Exilkubaner in den USA bekanntgegeben hatte, wurde wenige Stunden später vom kubanischen Präsidenten Raul Castro mit einem überraschend offenen Gesprächsangebot beantwortet. "Wir sind bereit über alles zu sprechen - Menschenrechte, Pressefreiheit, politische Gefangene, alles", sagte Castro am Donnerstag.

"Wir könnten auch über viele andere Dinge reden", sagte Castro bei einem Besuch Venezuela. "Wir können uns irren, das geben wir zu. Wir sind auch nur Menschen." Es waren die bisher versöhnlichsten Töne, die von Raul oder seinem Bruder Fidel Castro in Bezug auf eine US-Regierung zu hören waren, seit die Beziehungen zwischen beiden Ländern 1961 abgebrochen wurden. Es scheint zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert wieder eine echte Chance auf Gespräche zu geben.

Politische Gefangene

Castro wurde bei seinen Angeboten auch ganz konkret. Er rief die USA auf, fünf wegen Spionage verurteilte Kubaner freizulassen. Im Gegenzug werde Kuba eine Gruppe politischer Gefangener freilassen. "Ich bestätigte hier und heute: Wenn ihr die Freiheit dieser politischen Gefangenen wollt, dann lasst unsere Gefangenen frei, und wir schicken sie mit ihren Familien zu euch."

Dass sich beide Seiten jetzt tatsächlich schnell näher kommen, ist aber noch keineswegs sicher. In beiden Staaten gibt es noch erhebliche Widerstände gegen eine Annäherung. Und auch Obama erklärte schon, eine über 50 Jahre eingefrorene Beziehung taue nicht über Nacht." Zu Beginn der Woche machte er schon einen Anfang, und erlaubte Exilkubanern, ihre Familien zu besuchen und ihnen Geld zu schicken. Das Handelsembargo komplett aufheben wollte aber auch er noch nicht. (APA/AP)