
Nintendo, Feuerzeug und ein Reisebett sind für Jorge Garcia, Hurley aus der Abenteuerserie "Lost", überlebenswichtige Utensilien auf der einsamen Insel.
STANDARD: Die größte Herausforderung bei "Lost" besteht darin, den komplexen Handlungssträngen zu folgen. Haben Sie noch den totalen Überblick?
Garcia: Ich darf nichts über die größeren Zusammenhänge wissen, was bestimmte Dinge genau bedeuten. Ich schaue mir Lost auch im Fernsehen an, weil ich manches selber erst danach verstehe.
STANDARD: Hurley bringt in die andauernde Anspannung bei "Lost" noch am ehesten entspannende Momente. Was reizt Sie an der Figur?
Garcia: Die Serie braucht entspannende Elemente, sonst wäre sie zu furchterregend. Hurley sorgt für Erleichterung.
STANDARD: Nicht nur, es gibt die beängstigenden Folgen der Geisteskrankheit. Wie war das zu spielen?
Garcia: Sehr schwierig, weil ich vom Regisseur keine konkreten Anweisungen erhielt, wie ich bestimmte Szenen spielen sollte. Ich musste schließlich an mich selbst glauben und darauf vertrauen, dass ich das auch dem Publikum verkaufen kann.
STANDARD: Was "Lost" noch auszeichnet, ist seine sehr eingeschworene Fangemeinde. Verfolgen Sie die Aktivitäten der "Losties" in Internetplattformen?
Garcia: Ich weiß, dass es sehr viele sind, und ich lade mir Podcasts herunter. Aber ich verfolge nicht jede einzelne Diskussion nach jeder Folge.
STANDARD: Die "Losties" verfolgen bei aller Begeisterung die Serie sehr kritisch und beschweren sich gern.
Garcia: Das Hauptziel von Lost ist, eine TV-Show zu kreieren, die sich Leute auch anschauen. Manchmal sind die Fans enttäuscht. Ich habe den Vorteil, dass ich meinen Job erledige. Ich habe den Druck nicht. Wenn sich jemand bei mir beschwert, sage ich ihm: Okay, aber ich schreibe die Show nicht. Ich kann dir dabei leider nicht helfen.
STANDARD: Sie sind selbst höchst aktiver Blogger.
Garcia: Ja, das macht mir großen Spaß.
STANDARD: Sie schreiben darin ausführlich über Zahnarztbesuche und Tampons-Lieferungen. Haben Sie keine Sorge, zu viel von sich zu verraten?
Garcia: Der Unterschied ist: Ich kontrolliere das selbst. Ich entscheide selbst, welchen Teil von mir ich hergebe. Natürlich gibt es einiges, das ich nicht so gerne preisgeben würde. Zum Beispiel bleiben meine persönlichen Beziehungen völlig ausgespart.
STANDARD: Leiden Sie unter indiskreten Journalisten?
Garcia: Im Normalfall hält es sich in Grenzen. Der Trubel während des Drehs zur zweiten Staffel in Hawaii war ziemlich groß, das war wirklich schlimm. In Los Angeles, New York, auch in Großbritannien zeigen sich die Fotografen, bevor sie abdrücken. In Hawaii sah ich keinen einzigen Fotografen, aber die Zeitungen waren voll von Fotos.
STANDARD: "Lost" fasziniert auch wegen vieler Geheimnisse in der Handlung. Nicht immer sind sie als solche zu erkennen, manche werden nie aufgelöst. Einmal trägt Hurley ein T-Shirt mit Hundeaufdruck und der Aufschrift "I like Shih-Tzu". Ein Geheimnis?
Garcia: Leider kein Geheimnis. Es ist nur ein Hund. Das ganze war eher ein Scherz: Wir hatten überlegt, welche Art von lächerlichem T-Shirt wir nehmen könnten und stießen auf das mit dem Shih-Tzu.
STANDARD: Drei Dinge, die Sie auf die Insel mitnehmen?
Garcia: Meinen tragbaren Nintendo, ein Feuerzeug und ein Reisebett. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 18./19.4.2009)