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Wolfgang Konrad (50) lässt seit 1989 in Wien laufen.

Foto: APA/Pfarrhofer

Die größte Sorge, die den Geschäftsführer der größten österreichischen Breitensportveranstaltung am Tag X umtreibt? Wolfgang Konrad, der am Sonntag zum 21. Mal den Vienna City Marathon geschupft haben wird, muss nicht lange nachdenken: "Dass jemand zu Schaden kommt", sagt der 50-jährige Tiroler.

Und Konrad erinnert sich mit Schaudern an den 10. April 1994, als ein 28-Jähriger im Ziel einem Herzversagen erlag. Konrad und sein Team waren mit dem bisher einzigen Todesfall beim Wiener Marathon überfordert. "Wir hatten kein Krisenmanagement, wir haben geglaubt, dass wir das verschweigen können."

Konrad hat gelernt. Und Schweigen fällt dem in Landeck geborenen Sohn eines Richters sowieso schwer. Etwa wenn behauptet wird, dass beim Marathon an die 30 Prozent der Läufer einen Dopingtest nicht negativ überstehen würden. Oder dass der Konrad mit dem Marathon schwerreich geworden ist.

Freilich, er verdiene deutlich besser, als ihm das in seinem erlernten Beruf - Starkstrommonteur - möglich gewesen wäre. Da hilft auch sein Sportgeschäft, das er in Wien betreibt. Laufschuhe verkauft hat Wolfgang Konrad aber schon vor seiner Veranstalterkarriere, die 1983 mit dem Nikololauf in Mödling (110 Teilnehmer) begann.

Am Know-how hat es da wie dort nicht gefehlt, schließlich blickt Konrad auf eine recht stattliche Laufkarriere zurück, obwohl er zunächst Radsportler oder Skiläufer werden wollte. Laufen war die günstigere Möglichkeit. Und es lief. 1979 und 1981 war Konrad in der Weltbestenliste über 3000-m-Hindernis jeweils Dritter (Bestzeit: 8:17,22 Minuten).

Zum großen Titel hat es nicht gereicht: wegen Verletzungen ("Ich bin ein Bindegewebsschwächling"), wegen eines schweren Autounfalls (1981) und "weil ich es bei meiner größten Chance nicht draufgehabt habe". Die tat sich 1982 bei der EM in Athen auf. Konrad sah sich schon als Sieger und wurde Fünfter.

Seit 1989 lässt der Marathonmann (Bestzeit unter 2:24 Stunden), der mit Gattin Ingeborg und den Söhnen Dominik (21) und Patrick (18, hoffnungsvoller Nachwuchsradsportler) in Ebreichsdorf lebt, in Wien laufen. Das ist ein Ganzjahresjob, der zudem fünf fixe Mitarbeiter nährt.

Kritik nimmt Konrad an, "wenn sie berechtigt ist". Weshalb etwa die Maximalzeit für den Marathon von fünfeinhalb auf sechs Stunden erhöht wurde. Und er hält ihr Zahlen entgegen. "Wäre es eine schlechte oder zu teure Veranstaltung, würden nicht Jahr für Jahr zigtausende mitlaufen." (Sigi Lützow, DER STANDARD Printausgabe, 18.4.2009)