Ihre netzweit bekannte Renitenz haben die Betreiber der Internetseite Pirate Bay nicht verloren, obwohl sie ein schwedisches Gericht wegen Copyright-Verletzungen erstinstanzlich zu Haftstrafen verurteilte: "So, das Urteil des Würfelgerichts (wörtlich: "dice court", Anm.) ist da. Es war lol (Internet-Slang für "laughing out loud", Anm.) zu lesen und zu hören, ein verrücktes Urteil", heißt es auf www.pirate-bay.org. Und: "Aber wie in allen Filmen verlieren die Helden am Anfang, feiern am Ende aber einen epischen Sieg. Das einzig Gute, das uns Hollywood jemals beigebracht hat."

Über die "Bucht" werden seit 2004, als die Anti-Copyright-Aktivisten vom Piratbyrån (Piratenbüro) loslegten, Milliarden an Downloads organisiert - Filme, TV-Serien, Software und Musik. Zunächst blockte das schwedische Urheberrechtsgesetz die wütenden Angriffe der Industrie ab. Die Piraten schickten an Hollywood E-Mails: "Es mag Ihnen noch nicht aufgefallen sein, aber Schweden ist kein Teil der USA", im Anhang: das F-Wort. Ab 2006 aber verschärfte Schweden auf US-Druck die Piratenjagd, was nun in Urteile mündete.

Schon der Fall Napster vor zehn Jahren hatte gezeigt: Auch wenn man einen Grauanbieter legistisch in Grund und Boden stampft, ändert das nichts am Jammer einer Industrie, die Entwicklungen verschläft und dafür zahlende Kunden mit DVD-Kopierschutz und anderem Unsinn bestraft. Bereits seit Jahren regen Experten Flat-fees wie beim Rundfunk auch für Downloads an. Doch die Unterhaltungsmultis gefallen sich besser als Piratenjäger denn als Kundenfreunde. (Leo Szemeliker, DER STANDARD Printausgabe, 18. April 2009)