Bukarest/Prag - Der rumänische Präsident Traian Basescu hat den zur "Persona non grata" erklärten Botschafter Fillip Teodorescu aus der benachbarten Republik Moldau abberufen. Die Nachrichtenagentur Rompres meldete, dass Basescu das entsprechende Dekret am Freitag unterschrieb. Teodorescu war infolge der Anti-Regierungsproteste in Moldau von Chisinau als unerwünscht deklariert worden. Chisinau macht Bukarest für den Aufruhr nach den Parlamentswahlen verantwortlich. Der rumänische Diplomat und designierte Nachfolger Mihnea Constantinescu erhielt bisher keine Genehmigung von den moldauischen Behörden.
Chisinau hatte seinerseits Lidia Gutu aus Bukarest abberufen. Am Donnerstag besprachen der rumänische Außenminister Cristian Diaconescu, sein scheidender tschechischer Amtskollege Karel Schwarzenberg und Tschechiens Vizepremier Alexandr Vondra das belastete Verhältnis der beiden Staaten. Vondra teilte Diaconescu laut der tschechischen Nachrichtenagentur CTK seine Sorge über ein rumänisches Gesetz zur Erleichterung der Einbürgerung ethnischer Rumänen aus Moldau mit.
Ostpartnerschaft
Von Seiten Rumäniens hieß es, der EU-Vorsitz habe die Sorgen der rumänischen Regierung über die Lage in dem Nachbarland als verständlich und die Ostpartnerschaft als geeigneten Rahmen für einen Dialog mit Moldau bezeichnet. An der Ostpartnerschaft, die beim EU-Gipfel in Prag am 6. Mai aus der Taufe gehoben werden soll, sollen neben Moldau Weißrussland, Armenien, Aserbaidschan, Georgien und die Ukraine teilhaben.
Der noch bis Anfang Mai amtierende tschechische Premier und EU-Ratsvorsitzende Mirek Topolanek reist kommenden Mittwoch zu einem Treffen mit dem kommunistischen Staatschef Vladimir Voronin (Woronin) nach Chisinau. Auch die EU-Außenminister sollen sich laut CTK am 27. April mit Moldau beschäftigen. EU-Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering kündigte laut Rompres eine Erkundungsmission in das Land an.
Dringlichkeitserlass
Das EU-Mitglied Rumänien hat per Dringlichkeitserlass ein Gesetz geändert, um die Einbürgerung der rumänischstämmigen Bürger Moldaus zu vereinfachen. Laut der bulgarischen Nachrichtenagentur novinite.com geht es um die Ausweitung auf Moldauer, deren Urgroßeltern Rumänen waren. Rund 60 Prozent der 3,4 Millionen Moldauer gelten als rumänischstämmig. In der rumänischen Botschaft in Chisinau sollen derzeit mindestens 650.000 Anträge auf die rumänische Staatsbürgerschaft vorliegen.
Zwischen 1918 und 1940 hatte das Gebiet des damaligen Bessarabien zu Rumänien gehört. Nachdem Hitler-Deutschland Frankreich als Schutzmacht Rumäniens militärisch unterworfen hatte, besetzte die Sowjetunion 1940 Bessarabien teilte es auf: Die Sowjetrepublik Moldau schloss die historisch nicht zu Bessarabien gehörenden russisch- und ukrainischsprachigen Gebiete östlich des Dnjestr (Transnistrien) ein. Der Süden und Norden Bessarabiens zur Sowjetrepublik Ukraine. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde Moldau unabhängig, Transnistrien spaltete sich als völkerrechtlich nicht anerkannte "Dnjestr-Republik" ab. Heute ist Rumänisch offizielle Landessprache in Moldau. (APA)