In der Datenaffäre der Deutschen Bahn AG sollen nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" auch Computer-Festplatten von Mitarbeitern heimlich nach Daten durchsucht worden sein. "Das Unternehmen scannte offenbar auch Computer-Laufwerke von Mitarbeitern und die darauf befindlichen Dateien", heißt es in dem Bericht. Eine Sprecherin der Bahn AG hat die neuen Vorwürfe zurückgewiesen. Weiter sagte sie der dpa am Samstag auf Anfrage: "Nach wie vor dauern die unabhängigen Ermittlungen an."
Gruppenlaufwerke
Nach Aussagen von Bahn-Mitarbeitern soll es sich laut "Spiegel" bei den gescannten Festplatten um sogenannte Gruppenlaufwerke handeln, auf denen Mitarbeiter ihre Computerdateien speichern konnten. Die Dateien sollen nach vorher definierten Schlagworten durchsucht worden sein. Die Bahn selbst bestreite, dass Vorstände von den sogenannten Massendatenabgleichen Kenntnis gehabt hätten, geschweige denn, dass die Datenabgleiche von ihnen genehmigt oder beauftragt wurden.
Kontakte zu SPD-Beckmeyer überprüft
Nach Angaben des Magazins hat der Konzern den E-Mail-Verkehr seiner Mitarbeiter auch daraufhin überprüft, "ob sie Kontakte zu einem Mitarbeiter des SPD-Bundestagsabgeordneten Uwe Beckmeyer (SPD-Verkehrsexperte/Bremerhaven) unterhielten". Obwohl die Vorwürfe dem Bund seinerzeit schon weitgehend bekannt gewesen seien, habe der alleinige Anteilseigener den scheidenden Bahn-Chef Hartmut Mehdorn bereits am 27. März entlastet. Auf Grund dieses Vertrauensbeweises dürfte es nun sehr viel schwerer sein, die Gehaltsforderungen von Mehdorn nicht zu erfüllen, heißt es in dem Bericht.
Jahrelange Überwachung
Der Berliner "Tagesspiegel" (Sonntag) berichtet, Beckmeyer sei von dem Konzern über Jahre überwacht worden. Er soll auf der rund 30 Namen umfassenden Liste von Bahn-Kritikern stehen, deren E-Mail-Verkehr mit Bahn-Beschäftigten das Unternehmen seit 2005 in der sogenannten Aktion "Leakage" hatte filtern lassen. Bisher sei nur bekannt gewesen, dass der Mitarbeiter eines FDP-Abgeordneten auf der Liste steht - Mitarbeiter von Regierungsfraktionen dagegen nicht.
Bahn: Unterstellungen
Die Bahn war in der Datenaffäre in der vergangenen Woche weiter unter Druck geraten. Der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix hatte dem Konzern nach Medienberichten Rechtsverstöße vorgeworfen. Den Vorwurf, der Vorstand habe Firmen beauftragt, gezielt mit rechtlich zweifelhaften Methoden Beweismaterial zu sammeln, hatte die Bahn gegenüber dpa als Unterstellung bezeichnet.
Rechtliche Schritte
Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass eine Bank in der Datenaffäre rechtliche Schritte gegen die Deutsche Bahn erwägt. Hintergrund ist die angebliche Ausspähung von Konten eines Kunden bei der Frankfurter Volksbank und der Sparda-Bank Hessen in den Jahren 1999 bis 2002. Darüber hatte die "Süddeutsche Zeitung" am vergangenen Donnerstag unter Berufung auf einen Bericht des Datenschutzbeauftragten Dix berichtet. (APA/dpa)