Kaffee ist ok, aber "Doping im Fußball, das brauch ich einfach nicht", sagt Walter Schachner.

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Südstadt - Journalisten empfängt Walter Schachner nur in Beisein seines Team-Managers Armin Schiller. "Das hab ich in München so gelernt", sagt der 52-Jährige Admira-Trainer. Davor sei ihm häufig das Wort im Mund verdreht worden. Die "Münchner Löwengrube" ist Vergangenheit wie auch der "Kärntner Retortenklub", für den Steirer gibt es im Moment nur Trenkwalder Admira. Der Aufstieg in die Bundesliga "wird sich wahrscheinlich ganz knapp nicht ausgehen", gibt Schachner zu, "im Cup-Semifinale werden wir aber gewinnen". Wie Walter Schachner die Qualität seiner Spieler heraus kitzelt, über die Notwendigkeit von Mäzenen und warum im Fußball nicht gedopt wird, erzählte er Simon Hirt.

derStandard.at: Sie treffen am Dienstag im Cup auf eine der beiden Austria-Mannschaften, etwas besonderes für den EX-Austrianer Walter Schachner?

Schachner: Mein Abschied von der Austria ist schon so lange her, dass es mittlerweile nichts Besonderes mehr ist. Ein Spiel wie jedes andere.

derStandard.at: Ist die Austria seit dem Abgang Frank Stronachs wieder sympathischer geworden?

Schachner: Ich weiß nicht, ob sie vorher unsympathisch war. Frank Stronach hat mit viel Geld versucht aus der Austria etwas zu machen, das ist ihm nicht gelungen. Seine Philosophie war mir ein Rätsel, aber zu Stronach hatte ich immer ein sehr gutes Verhältnis und das ist bis heute so.

derStandard.at: Ihre Mannschaft geht als Favorit ins Semifinale, eine unangenehme Rolle, das Spiel machen zu müssen?

Schachner: Wir sind leichter Favorit, aber es kann jeder Erstligist jeden anderen schlagen, oft entscheidet die Tagesform. Wir sind eher eine spielerische Mannschaft wie auch die Austria Amateure, Probleme haben wir mit Gegnern die aufs Spielzerstören aus sind. Ich gehe aber davon aus, dass wir gewinnen.

derStandard.at: Träumt man in der Südstadt schon von Cup und UEFA-Cup?

Schachner: Träumen kann man immer. Wer nicht träumt, wird auch nie etwas erreichen. An dieser Stelle erzähl ich gerne die Geschichte, als ich mit dem GAK daheim 0:2 gegen Liverpool verloren habe und mich die Journalisten nur mehr fragten, ob ich Angst vor einem Auswärts-Debakel habe. Dann haben wir 1:0 an der Anfield Road gewonnen.

derStandard.at: Ein reines Erstligisten-Finale ist durchaus möglich, ein Armutszeugnis für die Bundesliga?

Schachner: Armutszeugnis ist das keines, im Cup kanns einfach schnell gehen und mit Magna und Admira sind zwei Mannschaften dabei, die ihre Liga beherrschen.

derStandard.at: Was würden Sie von einem rein violetten Finale halten?

Schachner: Das bringt gar nix. So ein Finale, wo dann erst recht die Austria im UEFA-Cup spielt, wäre für den Fußball schade.

derStandard.at: Bei der Admira ist es Ihnen sofort gelungen, die Mannschaft auf Aufstiegs-Kurs zu bringen. Haben Sie ein Rezept dafür?

Schachner: Es ist wie mit der Wirtschaftskrise. Zuerst muss man für Stabilität sorgen, um dann die Krise auffangen zu können. Man kann nicht von Anfang an alles gewinnen, zuerst ist es wichtig, gegen jeden Gegner zu bestehen. Wenn wir sofort alles gewinnen würden, wären die anderen Gegner dumm. Meine Mission bei der Admira lautete: nicht absteigen. Jetzt spielen wir um den Aufstieg.

derStandard.at: Auch beim GAK haben sie einen Klub am Tabellenende übernommen, starten Sie gerne von hinten?

Schachner: Die Mannschaften waren nicht schlecht, das Schwierige war, die Qualität aus ihnen heraus zu kitzeln. Dabei haben mir meine Erfolge, dass die Menschen auf mich aufschauen und ich auch noch einiges vorzeigen kann, geholfen. Ich kann gut mit den Spielern umgehen und ein Kumpeltyp sein.

derStandard.at: Was hat in Kärnten nicht funktioniert?

Schachner: Das ist ganz einfach in zwei Sätzen zu erklären. Es war ein Retortenklub, mit einem neuen Stadion, ohne eigene Trainingsplätze und auch die Spieler hatten keine Wohnungen. Dazu noch Leute im Vorstand, die mit Fußball nichts am Hut hatten. Die Geduld hat in Kärnten gefehlt.

derStandard.at: Woran sind sie als Trainer von 1860 München gescheitert?

Schachner: Ich bin bei 1860 München nicht gescheitert, die Erwartungen waren viel zu hoch. Man sieht ja wo sie momentan stehen. Der Klub lebt fast nur noch von seinem Namen.

derStandard.at: Sie wurden während ihrer Zeit als 1860-Trainer mit einem Dopingfall konfrontiert, wie ist das abgelaufen?

Schachner: Nemanja Vučićević, ein Glatzerter, der jetzt in Köln spielt, hat Haarwuchsmittel genommen, in welchem angeblich Substanzen enthalten waren, die Doping verschleiern. Er ist ein halbes Jahr gesperrt worden und uns sind drei Punkte abgezogen worden.

derStandard.at: Haben Sie Fälle von Dopingmissbrauch im Fußball mitbekommen?

Schachner: So etwas gibt es bei mir nicht. Warum braucht man als Fußballer ein Doping, das muss mir einer erklären. Um einen Ball ins Kreuzeck zu schießen und einen Pass zu spielen, braucht man kein Doping.

derStandard.at: In der Ersten Liga beträgt der Rückstand auf den FC Magna sechs Punkte, geht sich der Aufstieg noch aus?

Schachner: Magna ist leider so stark, dass es sich vielleicht am Ende ganz knapp nicht ausgeht. Aber das darf man nicht sagen.

derStandard.at: Was unterscheidet den FC Magna von der Admira?

Schachner: Wir sind nicht so groß wie der FC Magna. Bei Magna spielen die besseren Individualisten, wir bauen auf unser Kollektiv.

derStandard.at: Lebt der Fußball von Mäzenen wie Stronach oder Trenkwalder?

Schachner: Der Sport braucht Mäzene, aber es ist gleichzeitig gefährlich. Es geht immer darum, was sich der Geldgeber erwartet und ob es längerfristige Pläne gibt. Nach der Ära des Persers Pishyar gab es in der Südstadt nicht einmal mehr Geld für Strom und Wasser. Auch Red Bull hat Schwierigkeiten die Ziele zu realisieren. Ich glaube, man müsste einige Sachen genau analysieren und für Kontinuität sorgen.

derStandard.at: Der DSV Leoben liegt in seinen letzten Zügen, tut Ihnen das als einstiger Donawitzer besonders weh?

Schachner: Das tut mir schon echt weh. Dort bin ich groß geworden, hab dort als Betriebselektriker gearbeitet und am Wochenende vor 10.000 Leuten in der zweiten Liga Fußball gespielt. Es gibt in der Region eine große Arbeitslosigkeit und die Menschen dort haben den Fußball gebraucht.

derStandard.at: Sie haben 64 Mal für Österreich gespielt, täten sie das in der heutigen Nationalmannschaft noch immer gerne?

Schachner: Man darf nicht immer den Vergleich mit der 78er-Mannschaft heranziehen, dafür haben sich die Generationen zu sehr verändert. Die Charaktere sind anders geworden. Ich hätte gratis im Nationalteam gespielt und alles gegeben. Wenn ich heute lese, dass jeder Spieler ein Einzelzimmer braucht, damit er seinen Laptop anstecken kann, kann ich nur sagen, wir haben Karten gespielt und miteinander geredet. Der Schmäh von damals ist nicht mehr.
(derStandard.at, 20. April 2009)