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Das belgische Schiff "Pompei" wurde von Piraten gekapert und ist unterwegs nach Somalia.

Foto: Reuters

Nairobi - Gleich zwei Mal haben NATO-Schiffe an diesem Wochenende im Indischen Ozean Piraten-Angriffe abgewehrt. Nachdem die niederländische Marine am Samstag 16 jemenitische Fischer aus der Gewalt von Seeräubern befreit hatte, wehrten kanadische Soldaten am Sonntag einen Piraten-Angriff auf den norwegischen Tanker "MV Front Ardenne" ab. Allerdings mussten sowohl die Niederländer als auch die Kanadier die von ihnen gefassten Piraten gleich wieder laufen lassen, weil sie keine Handhabe für deren Festnahme hatten. Unterdessen wurde ein belgisches Schiff auf dem Weg zu den Seychellen im Indischen Ozean von Piraten gekapert.

Die teilweise an Land verschleppte Besatzung des deutschen Frachters "Hansa Stavanger" ist derweil wieder an Bord des Schiffes vereint. Die in Kenia ansässige Nicht-Regierungsorganisation Ecoterra berichtete, nach intensiven Vermittlungen von Stammesältesten und humanitären Gruppen hätten die Piraten in der Nacht zum Samstag 20 Besatzungsmitglieder wieder an Bord der "Hansa Stavanger" gebracht. Sie waren in der vergangenen Woche in verschiedenen Schlupfwinkeln an Land versteckt worden - offenbar als Reaktion auf die bewaffneten Befreiungsaktionen der französischen und amerikanischen Marine während des Osterwochenendes.

"Schwierige Umstände"

An Bord der Anfang April gekaperten "Hansa Stavanger" sind auch fünf Deutsche. Angesichts der "schwierigen Umstände" gehe es den 24 Seeleuten aus fünf Nationen gut, berichtete Ecoterra. Das Schiff liege nun etwa neun Seemeilen vor der Hafenstadt Hobyo vor Anker. Die Bundesregierung hat einer Zeitung zufolge vor gut einer Woche die Möglichkeit verstreichen lassen, die Geiseln zu befreien. Die Regierung habe eine "Zugriffsoption" durch Spezialisten nicht genutzt, berichtete die "Stuttgarter Zeitung" unter Berufung auf Regierungskreise. Ein Regierungssprecher wollte sich dazu mit Verweis auf die Zuständigkeit des Verteidigungsministeriums nicht äußern.

Der Freikauf von Geiseln aus Piratenhand ist nach Darstellung eines Unterhändlers oft reiner Nervenkrieg. Der ehemalige FBI-Agent Jack Cloonan York sagte dem "Spiegel", die Piraten riefen Angehörige der Geiseln an und drohten mit Erschießungen, um den Druck auf die Reeder zu verstärken. "Sie feuern auch schon mal während eines Telefonats einen Schuss ab und erzählen, sie hätten gerade einen erschossen." Cloonan hat laut "Spiegel" im Auftrag von Reedereien mit seinem Team mehrere Schiffe freigekauft. Verhandlungen dauerten mitunter Monate, meistens würden sie per Satellitentelefon geführt.

Verfolgung

Nach Angaben des US-Nachrichtensenders ABC hatten die Piraten das 80 000-Tonnen-Schiff der Norweger in der Nacht mit Maschinengewehren und Granaten attackiert. Ein Sprecher der kanadischen Marine berichtete, dass die Piraten nach dem vereitelten Angriff geflohen waren und ihre Waffen zurückgelassen hatten. Der Zerstörer "Winnipeg" habe die Seeräuber jedoch auch in der Dunkelheit über Stunden verfolgt, bis die Kanadier der Freibeuter habhaft wurden.

Am Samstag hatte die niederländische Marine bei einem Einsatz gegen somalische Piraten 16 jemenitische Geiseln samt deren Segelschiff befreit. Dabei seien neun Piraten vorübergehend festgehalten und nach der Beschlagnahme ihrer Waffen - darunter ein Raketenwerfer und sieben Maschinengewehre - freigelassen worden, sagte ein Sprecher in Den Haag. Zuvor hätten die Seeräuber versucht, von einem Schnellboot aus ein Handelsschiff zu kapern.

Das gekaperte belgische Schiff "Pompei" nahm Kurs auf die somalische Küste. An Bord befinden sich nach Angaben eines Krisenzentrums in Brüssel zehn Mann Besatzung: Ein niederländischer Kapitän, zwei belgische Offiziere sowie vier Kroaten und drei Filipinos. Die Regierung in Brüssel habe noch keinen Kontakt zu der Besatzung oder den Freibeutern aufnehmen können, hieß es am Sonntagabend. Das Krisenzentrum teilte weiter mit, es werde in Zukunft nur noch "begrenzt" über den Stand der Dinge Auskunft geben, um die Bemühungen um eine Freilassung der Besatzung nicht zu gefährden. (APA/dpa)