Wien - Die Banane ist der Kraftstoff des fairen Handels. Mehr als zehn Tonnen trugen im Vorjahr in Österreich das Fairtrade-Siegel, um fast 40 Prozent mehr als 2007.

Die Wirtschaftskrise scheint der Bereitschaft der Konsumenten, fair einzukaufen, derzeit nur wenig anzuhaben - nicht nur bei der Banane. Der Absatz an fair gehandeltem Kaffee stieg im Vorjahr um 36 Prozent. Schokolade legte um immerhin acht Prozent zu.

Die Krise polarisiere, meint Peter Schnedlitz, Handelsexperte an der
Wirtschaftsuniversität Wien. Da gebe es den Boom günstiger Handelsmarken. Im Gegenzug dazu jedoch wachse auch die Sensibilität für gerechtes Wirtschaften und damit der Anteil jener Konsumenten, die wissen wollen, wo und wie die Henne ihr Ei gelegt hat. Es seien völlig neue Zielgruppen entstanden. Mit dem Klischee der Birkenstockschuh-Generation habe das längst nichts mehr zu tun.

Unterm Strich hat der Markt für Fairtrade-Produkte 2008 in Österreich um 24 Prozent auf 65 Millionen Euro zugelegt. Es war trotz des harten Umfelds ein nur unwesentlich schmäleres Wachstum als im Jahr davor. Heuer will Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich, die 70-Millionen-Euro-Marke überspringen. Im Vergleich zum gut 50 Milliarden Euro schweren Gesamtumsatz des Einzelhandels bleibt das faire Business dennoch ein zartes Pflänzchen. Die Marke an sich sei mittlerweile in den Köpfen der Österreicher verankert, ist sich Schnedlitz sicher. Allein in den Einkaufswagen lande sie eben nach wie vor zu selten.

Schnedlitz geht dennoch davon aus, dass sich der Markt für Fairtrade in absehbarer Zeit verdopple. Das zeigten ähnliche Entwicklungen etwa in der Schweiz.

Krise trifft Kleinbauern

Kirner sieht Konsumenten mehr denn je gefordert. Die Wirtschaftskrise habe vor allem für Entwicklungsländer dramatische Folgen. Ganze Dörfer drohten derzeit ihre Existenzgrundlage zu verlieren, 70 Prozent der von Hungersnöten betroffenen Menschen seien Kleinbauern, viele Opfer einer fehlgeleiteten Agrarpolitik.

Weltweit erzielte Fairtrade 2008 Umsätze von 2,9 Milliarden Euro, um ein Viertel mehr als im Jahr davor. 7,5 Millionen Menschen leben von fairem Handel. Der faire Einkauf in Österreich brachte Bauern in Entwicklungsländern zuletzt direkte Einnahmen von 9,2 Millionen Euro. (vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.4.2009)