Reykjavik - Der mit gewisser Spannung erwartete Report einer parlamentarischen Arbeitsgruppe über die Auswirkungen eines möglichen EU-Beitritts Islands ist auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen. Wie es seitens der Regierungskanzlei in Reykjavik hieß, kam die Kommission zu keiner "gemeinsamen, substanziellen Schlussfolgerung". Die Positionen der einzelnen Arbeitsgruppenmitglieder seien separat vermerkt worden, schrieb die Kanzlei in ihrer Aussendung.

Eine Ministeriumsquelle formulierte das gegenüber der APA etwas deutlicher: Die fünf in der Arbeitsgruppe vertretenen Parteien seien in allen EU-Fragen entlang der bekannten Bruchlinien "vollkommen gespalten" gewesen. Der Bericht sei "nicht von allzu großem Nutzen", da sich die zwölf Mitglieder der Kommission auf keine gemeinsame Strategie einigen hätten können.

Der Bericht liegt derzeit nicht in englischsprachiger Fassung vor. Er enthält unter anderem ein Papier zu den erwarteten Auswirkungen des Lissabonner Vertrages auf den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR - dem Island angehört, Anm.) sowie einzelne Texte zu verschiedenen Möglichkeiten, den Euro als Landeswährung zu übernehmen, darunter die einseitige Einführung der europäischen Einheitswährung. Letzteres haben sowohl EU-Kommission als auch die Europäische Zentralbank (EZB) mehrfach als unerwünscht signalisiert.

Vertreter der konservativen Unabhängigkeitspartei sprachen sich am vergangenen Freitag dafür aus, den Internationalen Währungsfonds (IWF) als eine Art Vermittler gegenüber Brüssel einzuschalten, um auszuloten wie Island am schnellsten den Euro einführen könnte. Von den fünf Parlamentsparteien im Althingi sind nur die Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Johanna Sigurdardottir vorbehaltlos für einen EU-Beitritt Islands.

Deren Koalitionspartner, die Links-Grünen, sind ebenso EU-skeptisch wie die seit Jänner in Opposition sitzenden Konservativen. Grund dafür ist vor allem die Fischerei, die für Island nach wie vor einen der wichtigsten Wirtschaftszweige darstellt. Die Europa-Begeisterung der Inselbevölkerung ist laut Umfragen seit dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise im Herbst wieder stark rückläufig. (APA)