Die iranische Justiz hat eine schnelle Überprüfung des Falls der zu acht Jahren Haft verurteilten US-iranischen Journalistin Roxana Saberi angeordnet. Der für diese Justizangelegenheit zuständige Ayatollah Mahmoud Hashemi Shahroudi habe per Erlass die Gerichte zu einer "sorgfältigen, schnellen und fairen" Berücksichtigung der Berufung von Roxana Saberi gegen ihr Urteil angewiesen, teilten die Behörden am Montag mit. Präsident Mahmoud Ahmadinejad hatte die "gerechte Behandlung" Saberis gefordert, US-Präsident Barack Obama verlangte ihre Freilassung.

Saberi, die die iranische und die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, arbeitete frei für die britische BBC, den öffentlichen US-Rundfunkverbund NPR und Fox News. Ein iranisches Revolutionsgericht hatte die 31-jährige am vergangenen Montag wegen Spionage für die USA hinter verschlossenen Türen zu acht Jahren Haft verurteilt. Das Urteil wurde am Samstag öffentlich gemacht. Nach Angaben ihres Vaters hatte die Journalistin ein falsches Geständnis abgelegt, um freigelassen zu werden. Die Eltern Saberis konnten ihre Tochter unterdessen erstmals seit deren Verurteilung besuchen. Ihr gehe es gut, sagten Reza und Akiko Saberi am Montag der Nachrichtenagentur AP.

Saberis Verteidiger Abdolsamad Khorramshahi begrüßte die Anordnung von Justizchef Shahroudi als "einen Schritt vorwärts". Es werde sicherlich helfen, wenn das Gericht künftig mehr Wert auf Saberis Verteidigung lege, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Bis Ende der Woche werde er den Berufungsantrag stellen. In dem Berufungsverfahren werde auch die prominente Menschenrechtsanwältin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi seiner Mandantin zur Seite stehen, sagte Khorramshahi. Ebadi war zunächst für eine Bestätigung nicht zu erreichen.

Obama hatte sich am Sonntag "tief enttäuscht" über das harsche Urteil geäußert. Saberi sei US-Bürgerin, und er sei überzeugt, dass sie keine Spionage betrieben habe, sagte Obama in Washington. "Sie war eine US-Iranerin, die sich für das Land interessiert hat, aus dem ihre Familie kam, und sie sollte entsprechend behandelt und freigelassen werden", so der US-Präsident.

Washington solle keine "voreiligen Schlüsse" ziehen

Die iranische Regierung wies die Kritik Obamas zurück. Der Sprecher des Außenministeriums in Teheran, Hassan Ghashghawi (Qashqavi), appellierte an die USA, den Fall Saberi nicht zu politisieren. Washington solle keine "voreiligen Schlüsse" ziehen. Dem Außenamtssprecher zufolge wurde Saberi in dem Prozess wie jeder iranische Staatsbürger behandelt. Eine doppelte Staatsbürgerschaft erkennt das iranische Justizsystem nicht an. Beobachter hatten spekuliert, konservative Kreise im Iran könnten durch ein hartes Urteil gegen Saberi versuchen, eine sich andeutende Annäherung zwischen Teheran und Washington zu torpedieren.

Außenamtssprecher Ghashghawi bestritt, Saberi als Faustpfand für mögliche Verhandlungen mit den USA benutzen zu wollen. Er wies jeden Zusammenhang mit dem Fall zweier seit Jänner 2007 im Irak von den USA festgehaltenen iranischen Konsularbeamten zurück. Es war spekuliert worden, Teheran könne auf einen Austausch gegen die US-Journalistin setzen. Der Sprecher betonte erneut, Saberi habe seit 2007 keine Akkreditierung mehr gehabt, so dass ihre Berichterstattung aus dem Iran seitdem illegal gewesen sei.

Saberi wurde in den USA geboren, seit sechs Jahren lebt sie im Iran. Nach Angaben ihres Vaters arbeitete die junge Frau zuletzt an einem Buch über den Iran. Der ursprüngliche Vorwurf gegen die Reporterin lautete, sie habe im Iran Alkohol gekauft, was in dem streng islamischen Land verboten ist. Sie war im Jänner unter dem Vorwurf verhaftet worden, ohne Presse-Akkreditierung gearbeitet zu haben. (APA/AFP/Reuters/dpa/AP)