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Foto: APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Wien - In Österreich leidet jeder Fünfte einmal in seinem Leben an einer Depression, jeder Sechste hat Angststörungen. Psychische Erkrankungen gehören mittlerweile zu den wichtigsten Ursachen für Berufsunfähigkeit, Krankenstände und Frühpensionierungen. Obwohl die WHO die Depression bereits zur "Krankheit des Jahrhunderts" erklärt hat, ist sie noch immer stigmatisiert. Das zeigt auch der am Montag in Wien präsentierte erste österreichische Patientenbericht: 82 Prozent von ihnen wünschen sich mehr Verständnis, Respekt und Akzeptanz.

Körperliche und psychische Beschwerden

Angststörung und Depression treten oft mit starken körperlichen Begleiterscheinungen auf: Schweißausbrüche, Herzrasen, chronische Müdigkeitszustände, Schlaflosigkeit, Magenbeschwerden. Es besteht eine enge und wechselseitige Beziehung zwischen körperlichen und psychischen Beschwerden, die sich gegenseitig verstärken können. Die Kernsymptome wie etwa gedrückte Stimmung, Interessens- und Freudlosigkeit als auch eine stark ausgeprägte Antriebslosigkeit erschweren den Betroffenen die Berufsausübung. Vermehrte und lang andauernde Krankenstände sind die Folge.

2,5 Jahre von den Symptomen bis zur Therapie

Die Angststörungs- und Depressionspatienten leiden mehr unter dem Zustand, dass sie eine psychische Erkrankung haben, als unter den Symptomen selbst. "Die Depression ist eine hoch einschränkende Erkrankung", erklärte Michael Musalek, Präsident der Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie. 49 Prozent der Befragten erklärten, mit ihrer Erkrankung nur schlecht leben zu können. Folgen von Ängsten und Depressionen sind Krankenstände, Arbeitsunfähigkeit, sozialer Rückzug und Beziehungsverluste. Dabei sind Angststörung und Depression an sich sehr gut behandelbar - je früher, desto besser. Laut Patientenbericht vergehen allerdings durchschnittlich zweieinhalb Jahre zwischen den ersten Symptomen und Therapie. Die Dunkelziffer jener, die nicht behandelt werden, ist hoch.

Unterversorgung mit Fachärzten

Leicht bis mittelschwere Angststörungen und Depressionen kann der praktische Arzt behandeln, der den Vorteil hat, die sozialen Lebensbedingungen des Patienten zu kennen, wie Barbara Degn, Präsidentin der Wiener Gesellschaft für Allgemein-und Familienmedizin, erläuterte. Lebenssituationen wie Todesfall, finanzielle Probleme, Schwierigkeiten im Beruf oder der Verlust des Arbeitsplatzes stellen Risikofaktoren für den Ausbruch von Angststörungen und Depressionen dar. Die Versorgung mit Fachärzten ist in Österreich nicht zum Besten bestellt: Laut Ärztekammer-Präsident Walter Dorner wären doppelt so viele niedergelassene Psychiater notwendig, um eine Versorgung zu erreichen, die als internationaler Standard gilt. (APA/red)