Berlin - Der Streit in Deutschland zwischen FDP und Gewerkschaften eskaliert. Parteichef Guido Westerwelle erklärte am Mittwoch, wenn Funktionäre nötige Reformen zum Nachteil der Belegschaft blockierten, "gehören sie entmachtet". DGB-Vize-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer nannte Westerwelles Kritik "gefährlich und primitiv zugleich". FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper forderte, Engelen-Kefer sollte von ihren Vorstellungen oder von ihrem Amt Abschied nehmen.
Zu Westerwelles Aussage, die Gewerkschaftspolitik sei "eine Plage für unser Land", sagte Engelen-Kefer dem Hamburger Magazin "Stern": "Da wird nicht mehr argumentiert, da bekommt man nur noch eins vor den Latz geknallt." Die Gewerkschafterin wehrte sich auch gegen angebliche Äußerungen von Bundeskanzler Gerhard Schröder, der sie laut "Stern" gelegentlich als "Unperson" und "Quengelen-Keifer" verunglimpft haben soll: "Wozu braucht man Feinde, wenn man solche Freunde hat?", zitierte sie der "Stern" in dem Interview.
Westerwelle erklärte der Chemnitzer "Freien Presse", dass Deutschlands Wohlstand zu Grunde gehen werde, wenn die Gewerkschaften weiter Reformen blockierten. Die Mehrheit der Deutschen wisse, dass es vielen Funktionären vor allem um den eigenen Machterhalt gehe und immer weniger um die einfachen Mitglieder. Der FDP-Chef versicherte, am Kurs der Gewerkschaftskritik festhalten zu wollen, auch wenn DGB-Chef Michael Sommer ein Gespräch mit ihm abgesagt habe. (APA/AP)