Juba - Bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen verfeindeter Volksgruppen sind im Südsudan in den vergangenen Tagen mehr als 170 Menschen umgekommen. Im Gliedstaat Jonglei an der Grenze zu Äthiopien hätten Kämpfer des Murle-Stammes am Wochenende mehrere Dörfer der Lou Nuer überfallen, teilte der Verwaltungschef von Akobo, Doyak Chol, am Montag mit. Es seien 177 Leichen geborgen worden, doch rechneten die Behörden mit bis zu 300 Opfern. Ganze Dörfer seien niedergebrannt worden, es gebe zahlreiche Vermisste.
Im März waren nach UNO-Angaben bis zu 750 Menschen nach Auseinandersetzungen zwischen den beiden Volksstämmen um Viehdiebstähle getötet worden. Laut dem örtlichen Regierungsvertreter könnte es sich dieses Mal um Racheakte gehandelt haben. Die Menschen in den betroffenen Gebieten seien den Angriffen schutzlos ausgeliefert gewesen, da sie im Rahmen einer Entwaffnungskampagne der Regierung ihre Waffen verloren hätten, nicht aber ihre Gegner aus den Nachbargebieten.
Der Südsudan kehrte nach über zwanzigjährigem Bürgerkrieg erst seit 2005 teilweise zur Normalität zurück. Immer noch sind zahllose Waffen im Umlauf. 1983 hatte die Einführung der islamischen Rechtsprechung auch für Nichtmuslime im Süden zum Aufstand der "Sudanesischen Volksbefreiungsarmee" (SPLA) unter Führung von John Garang geführt. 2005 wurde ein Friedensabkommen zwischen SPLA und Khartum unterzeichnet, Garang wurde Vizepräsident, kam aber kurz darauf bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. (APA/AFP)