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Die Chance, dass auf Gliese 581d Leben existiert sind nach der Neuberechnung seiner Umlaufbahn erheblich gestiegen.

Foto: APA/EPA/ESO

Hatfield - Im Sonnensystem Gliese 581 haben Wissenschafter gleich zwei astronomische Sensationen ausgemacht: Zum einen entdeckten sie den bisher leichtesten Planeten in einem fremden System, zum anderen ergaben neue Berechnungen, dass ein vor zwei Jahren gefundener Planet in der lebensfreundlichen Zone liegt und damit zumindest flüssiges Wasser beherbergen könnte.

Ein Team um den Schweizer Forscher Michel Mayor spürte im Sonnensystem Gliese 581 den Planeten "e" auf, der nur etwa die 1,9-fache Masse der Erde hat. Die bisher entdeckten fast 350 Exoplaneten waren in den meisten Fällen Gasriesen, kleine Leichtgewichte, wie "e" waren kaum darunter.

Der Stern Gliese 581 liegt 20,5 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Waage. Bisher konnten die Astronomen mit dem nun registrierten "e" vier Planeten rund um das Zentralgestirn entdecken. Einer davon dürfte etwa die Größe von Neptun aufweisen, die beiden anderen zählen zu den sogenannten Supererden mit der fünf- und siebenfachen Masse der Erde.

Lebensfreundlich

Einer der Planeten könnte trotz seiner Größe einigermaßen lebensfreundlich sein. Denn die Wissenschafter errechneten die Umlaufbahn von Gliese 581d neu und kamen zu dem Schluss, dass die Welt in der habitablen, also lebensfreundlichen Zone seine Bahnen zieht. Wasser könnte auf dem Planeten demnach zumindest zeitweise auch in flüssiger Form vorliegen. Mayor: "Dies ist der bislang einzige Planet mit geringer Masse innerhalb der habitablen Zone."

Mit der siebenfachen Erdmasse sei Gliese 581d zu klein für einen Gasriesen wie Jupiter, aber möglicherweise zu groß um eine felsige Welt zu sein, meint Mayor in New Scientist. "Rund um einen Stern von so geringer Größe ist es unwahrscheinlich, dass sich genug felsiges Material in dieser Distanz angesammelt hat," erklärt der Astronom. Statt dessen dürfte Gliese581d unseren Planeten Neptun oder Uranus ähneln, die vor allem aus gefrorenem Wasser, Ammoniak und Methan bestehen.

Neue Planetenklasse

In der lebensfreundlichen Zone, in der sich der Planet im Gliese-581-System befindet, könnten diese Stoffe allerdings einen planetenbedeckenden Ozean von tausenden Kilometern Tiefe bilden. "Möglicherweise ist dies der erste einer neuen Klasse von Meeresplaneten. Zumindest wäre dies meine liebste Interpretation," meint Mayor. Ob es dort auch Leben geben könnte, vermag der Forscher allerdings nicht zu sagen. Was gegen einen belebten Gliese 581d spricht, ist seine gebunde Rotation. Der Planete weist seiner Sonne stets eine Seite zu, was zu extremen Temperaturunterschieden zwischen den beiden Hälften führt.

Gliese 581e dürfte dagegen kaum ein geeigneter Kandidat für potentielles Leben sein. Mayor erklärte, der Planet sei vermutlich zu heiß dafür, da er sehr nahe um seine Sonne kreise. Wie Coautor Xavier Bonfils vom Observatorium Grenoble laut einer Mitteilung der Europäischen Südsternwarte (ESO) erklärte, umkreist Gliese 581e seine Sonne in 3,15 Tagen. Immerhin: "Es ist sehr, sehr wahrscheinlich ein felsiger Planet", meint Bonfils. Der Bekanntgabe der Forschungsergebnisse gingen vierjährige Arbeiten mit dem 3,6-Meter-Teleskop der ESO in La Silla in Chile voraus. (APA/red)