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Generationswechsel bei Wienerberger: der 42-jährige ausgebildete Wirtschaftsjurist Heimo Scheuch (links) folgt mit 1. August 2009 Wolfgang Reithofer (60) an der Spitze des Unternehmens nach.

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Heimo Scheuch, Cousin des BZÖ-Kärnten-Chefs Uwe Scheuch, hat keine politischen Ambitionen. Sein Ziel als Nachfolger von Wolfgang Reithofer an der Wienerberger-Spitze: den Konzern unbeschädigt aus der Krise führen.

Wien – Der Baustoffkonzern Wienerberger, der mit einer schweren Absatzkrise kämpft, verordnet sich eine Verjüngungs- und Schlankheitskur an der Spitze. Anfang August wird Heimo Scheuch (42) auf den Chefsessel des weltgrößten Ziegelherstellers wechseln. Wolfgang Reithofer (60), dessen Vertrag noch bis 2011 gelaufen wäre, geht früher als erwartet in Pension. Ein Vorstandsposten wird eingespart.

"Das war eine meiner Bedingungen und soll ein Signal sein, dass auch oben gespart wird" , sagte Scheuch am Rande einer Pressekonferenz dem Standard.

Statt eines Vierer- wird es nur mehr einen Dreier-Vorstand geben. Der gebürtige Kärntner Scheuch, seit 1996 in der Wienerberger Gruppe tätig und seit Anfang 2009 Vizechef, wird künftig neben seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender auch für den Bereich keramische Baustoffe außerhalb Europas zuständig sein; Johann Windisch verantwortet das Segment keramische Baustoffe in Europa, Willy Van Riet wie gehabt die Finanzen. Die Verträge aller drei Vorstände laufen bis 21. Mai 2014.

Das letzte Dreiergespann an der Spitze des Baustoffkonzerns bildeten bis 2001 Erhard Schaschl, Wolfgang Reithofer und Paul Tanos. Mit dem im selben Jahr erfolgten Wechsel von Reithofer an die Spitze des Unternehmens ging auch eine Aufstockung des Vorstands um eine Person einher.
Anders als sein Cousin Uwe Scheuch, Landeschef des BZÖ in Kärnten, hat Heimo Scheuch keine politischen Ambitionen. "Meine Partei ist die Wienerberger", sagte er. Und in dieser "Partei" wird Scheuch nach eigenem Bekunden "sicher nicht fad" werden.

Sicherung von Liquidität

Oberste Priorität habe im Moment die Sicherung von Liquidität. Erst in der Vorwoche hat Wienerberger in Verhandlungen mit Banken erreicht, dass heuer und nächstes Jahr fällige Kredite erst nach 2011 zurückgezahlt werden müssen.

Scheuch, der beruflich mehr als 20 Jahre außerhalb Österreichs verbracht hat und unter anderem für die Integration der belgischen Dachziegeltochter Terca zuständig war, versteht sich als "Teamspieler" . Er will die zweite Managementebene noch stärker als bisher einbinden. Zukäufe seien derzeit "kein Thema". Angst vor einer Übernahme wegen des deutlich gesunkenen Kurses der Wienerberger-Aktie habe man aber auch nicht, zumal alle in der Branche mit Problemen kämpften.

Ob die im Vorjahr gestarteten und im heurigen Frühjahr intensivierten Kostensenkungsmaßnahmen ausreichen, heil durch die Krise zu kommen, werde sich zeigen, sagte Scheuch. Sollten weitere Märkte wegbrechen, müsse und werde man darauf reagieren. Derzeit sehe man das nicht.
Wie berichtet hat Wienerberger für heuer die Schließung von 20 der weltweit 243 Ziegelwerke angekündigt, darunter auch den Standort Laa/Thaya (NÖ). Bereits 2008 wurden 27 Werke zugesperrt.

Reithofer, der seit 18 Jahren wegen multipler Sklerose im Rollstuhl sitzt, wird nach seinem Ausscheiden den Aufsichtsrat bei Wienerberger beraten. (Günther Strobl, DER STANDARD, Printausgabe, 22.4.2009)