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Preisklasse egal?

Foto: AP/Frank Augstein

Sonnenhut und Sonnencreme bekommen Kinder in der Regel beim Rausgehen im Sommer verpasst. Die Sonnenbrille im Kindergesicht ist dagegen ein seltener Anblick. Dabei reagiert das kindliche Auge besonders empfindlich auf UV-Licht.

Kleiner Exkurs in die optische Physik: Die unsichtbaren UV-Strahlen werden nach ihrer Wellenlänge in drei Kategorien unterteilt. Kurzwellige UVC-Strahlen mit Wellenlängen zwischen 100 bis 280 Nanometer (nm), UVB-Strahlen (280 bis 325 nm) und die langwelligen UVA-Strahlen, deren Wellenlängen sich zwischen 315 und 380 nm bewegen.

Die Linse im kindlichen Auge ist ein glasklares Gebilde und damit für UV-Strahlung ganz besonders durchlässig. 90% der UVA und über 50% der UVB Strahlen erreichen im ersten Lebensjahr mehr oder minder ungehindert die Netzhaut. Zwischen 10 und 13 Jahren sind es noch 60 beziehungsweise 25%. Erst mit 18-20 Jahren werden die UV-Strahlen fast vollständig von der Linse aufgehalten. Nur 1-2 % erreichen in diesem Alter die Netzhaut.

Gelbliche Pigmente in der Linse bieten dem erwachsenen Auge diesen natürlichen, wenn auch unvollständigen Schutz. Akute Sonnenlichtschäden betreffen in diesem Alter daher vorwiegend die vorderen Anteile des Auges, während im kindlichen Auge, das Gesamtpaket Hornhaut, Linse und Netzhaut unter dem UV-Licht zu leiden hat.

Die wichtigsten Sonnenschäden im Überblick:

Bei hoher Strahlungsintensität kann sich binnen weniger Minuten die Hornhaut (Photokeratitis) inklusive Bindehaut (Photokonjunktivitis) entzünden. Eine photochemische Reaktion führt zu dieser reversiblen Zerstörung der äußersten Zellen der Horn- und Bindehaut.

Eine Trübung der Augenlinse (Katarakt) entsteht erst nach langjährige Einwirkung langwelliger UVA-Strahlung, ist also keine Erkrankung im Kindesalter. Durch photochemische Reaktionen werden hier in den Linsenzellen bestimmte Eiweiße verändert. Eine Pigmentierung der Zellen ist die Folge und eine daraus resultierende irreversible Trübung der Linse.

Ein ungeschützter Blick in die Sonne kann Verbrennungen auf der Netzhaut erzeugen. Ein irreversibler Schaden, der auch zur Erblindung führen kann.

Dazu kommt noch, dass die chronische Sonneneinstrahlung das Risiko an einer altersbedingten Makuladegeneration zu erkranken erhöht.

Zurück zur Sonnenbrille

Egal ob für Erwachsene oder Kinder, eine gute Sonnenbrille muss mehrere Zwecke erfüllen: Sie soll das Auge vor UV-Belastung und Blendung schützen und sie darf schön, komfortabel und sitzfest sein. Wer glaubt, all das wird nur von einer teuren Brille gewährleistet, der irrt. Guter UV-Schutz findet sich nämlich in jeder Preiskategorie. Ein Minimum an Schutz garantiert seit 1.Juli 1995 die CE-Kennzeichnung, zu der Hersteller EU-weit verpflichtet sind. Filterkategorie, Anwendungsbereich, Art des Filters und Lichtdurchlässigkeit müssen genannt und auch eingehalten werden. Beim UV-Schutz unterscheidet die EU-Norm insgesamt fünf Klassen. Standardmäßig gilt: Sonnenbrillen sollten UV-Licht bis 400 Nanometer blockieren. Häufig sind Sonnenbrillen daher mit dem Aufkleber UV-400 versehen. Die bloße Bezeichnung UV-Schutz reicht nicht aus.

Für Kinder besonders wichtig:

Form, Material und Glasfarbe des Brillenmodells. Bestenfalls hält die Fassung einem Sitztest stand, der sich vor dem Kauf allerdings schwer kontrollieren lässt. Die Form soll gewährleisten, dass Sonnenstrahlen nicht seitlich eindringen können. Drücken oder rutschen darf die Brille ebenfalls nicht, sonst wird das Kind diese mit Sicherheit nicht lange tragen. Auf gelbe, rosa und hellblaue Brillengläser sollte man in der Nähe von Wasser besser verzichten. Diese filtern zuwenig Licht. Braune, gelb-braune oder grau gefärbte Gläser schützen am besten. (Regina Philipp, derStandard.at, 07.05.2009)