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Peter Fischer vom Zentralrat der Juden in Deutschland beobachtet Grabungsarbeiten im Ortsgebiet von Jamlitz.
Jamlitz - 64 Jahre nach der Befreiung des KZ Sachsenhausen wird im deutschen Bundesland Brandenburg mit Suchgrabungen nach den sterblichen Überresten von 753 jüdischen Opfern begonnen. Die vor allem aus Polen und Ungarn stammenden Opfer waren in den letzten Kriegswochen bei der Evakuierung des KZ-Außenlagers Lieberose in Jamlitz körperlich zu erschöpft für einen Marsch und wurden von der SS am 2. Februar 1945 ermordet, wie Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) am Dienstag erklärte. Das nach seinen Angaben mutmaßlich größte deutsche Massengrab außerhalb von KZ-Mauern wird auf einem Areal von etwa 5.000 Quadratmeter vermutet.
Das Nebenlager Lieberose entstand 1943 in Jamlitz und gehörte zum Hauptlager Sachsenhausen. Bei der Zwangsarbeit zum Bau eines SS-Truppenübungsplatzes starben etwa 3.500 Häftlinge im Lager. Rund 4.000 Häftlinge wurden nach Auschwitz deportiert. Im Februar 1945 wurden die verbliebenen 1.500 Häftlinge auf der Flucht vor der heranrückenden Roten Armee auf einen Todesmarsch getrieben.
Hauptverdachtsfläche ausgemacht
Die Staatsanwaltschaft Cottbus stellte die Ermittlungen wegen des nationalsozialistischen Gewaltverbrechens 2002 ein, nachdem ein seinerzeit 90-jähriger SS-Unterscharführer des SS-Wachbatallions 4 wegen Altersdemenz für verhandlungsunfähig erklärt worden war. Im selben Jahr rief das Landesinnenministerium eine behördenübergreifende Arbeitskommission ins Leben, der unter anderem der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten angehörten.
Insgesamt wurden 20 Grundstücke mit einer Gesamtfläche von über 200.000 Quadratmetern erfolglos abgesucht, ehe die Suchteams auf die jetzige Hauptverdachtsfläche stießen. Dort soll sich der Großteil der Gebeine der seinerzeit etwa 1.200 in Jamlitz Ermordeten befinden. Nach Abschluss der Suchgrabungen soll auf dem Gelände ein Ort des Gedenkens entstehen. (APA/red)