Chicago - Der Flugzeug- und Rüstungskonzern Boeing hat nach einer Gewinnhalbierung im ersten Quartal seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr gekürzt. Der Überschuss des amerikanischen Airbus-Konkurrenten brach in den ersten drei Monaten unerwartet stark auf 610 Mio. Dollar (471 Mio. Euro) ein. Grund: Geringere Flugzeugpreise in Folge der Wirtschaftskrise und die Drosselung der Produktion größerer Maschinen.

Der Umsatz legte leicht um 3 Prozent auf 16,5 Mrd. Dollar zu. Angesichts der Krise kündigte Boeing über den laufenden Jobabbau hinaus verschärfte Kosteneinsparungen an.

"Ungekannte Herausforderungen"

"Die sich breite globale Talfahrt stellt unser Verkehrsflugzeug- Geschäft vor ungekannte Herausforderungen", sagte Konzern-Chef Jim McNerney am Mittwoch in Chicago (Illinois). Angesichts der Krise verschieben Fluggesellschaften derzeit weltweit ihre Aufträge oder streichen sie ganz.

Boeings noch immer hoher Auftragsbestand aus den Vorjahren sank im Quartal auch durch Abbestellungen um 4 Prozent auf 339 Mrd. Dollar. Im laufenden Jahr will der Rivale der europäischen EADS-Tochter Airbus wie bisher geplant 480 bis 485 Flugzeuge ausliefern.

Boeing hatte zwar wegen Produktionskürzungen und Preiseinbußen schon vor weniger Gewinn gewarnt. Auch Mehrausgaben für Forschung und Entwicklung belasteten den Überschuss. Analysten hatten aber nicht mit einem so heftigen Ergebnisrückgang gerechnet und auch den Umsatz höher erwartet. Die Aktie legte zum US-Handelsstart dennoch zu.

Boeings Hoffnungsträger 787 Dreamliner liege nun nach zahlreichen Verzögerungen im neuen Zeitplan. Der Langstreckenflieger soll jetzt bis Jahresmitte erstmals abheben und ab dem ersten Quartal 2010 ausgeliefert werden - zwei Jahre später als ursprünglich versprochen.

Für 2009 insgesamt erwartet Boeing nun vor allem wegen geringerer Preise für seine Flugzeuge nur noch einen Gewinn je Aktie zwischen 4,70 und 5,00 Dollar - zuvor waren bis zu 5,35 Dollar angepeilt. Der Umsatz soll weiterhin 68 bis 69 Milliarden Dollar betragen. Für 2010 traut sich der Konzern derzeit noch keine Prognose zu.

Dickes Minus bei Verkehrsmaschinen

Bei Verkehrsflugzeugen brach das operative Ergebnis im ersten Quartal um fast 60 Prozent auf 417 Mio. Dollar ein. Der Umsatz wuchs um fünf Prozent auf 8,6 Mrd. Dollar. Boeing lieferte 121 Flugzeuge aus. In der Rüstungssparte fiel der operative Gewinn um 18 Prozent auf 709 Mio. Dollar, der Umsatz erhöhte sich um 2 Prozent auf 7,7 Mrd. Dollar.

Analysten hatten mit einer stärkeren Prognosesenkung gerechnet. In New York eröffnete die Boeing-Aktie daher in einem negativen Marktumfeld im Plus. Wie Airbus auch leidet Boeing derzeit unter den schlechten Geschäftsbedingungen. Fluggesellschaften schieben wegen der Rezession neue Bestellungen auf oder sagen sie sogar ab. Boeing verbuchte daher bisher mehr Stornierungen als Bestellungen. Zudem zurrt der Konzern erst rund ein Jahr vor Auslieferung eines Flugzeugs den Preis angekoppelt an die Wirtschaftslage fest. Dies bedeutet, dass die momentan bestimmten Preise deutlich niedriger ausfallen als zuvor angenommen. Erst kürzlich hatte Boeing deshalb bereits vor einem Gewinneinbruch gewarnt. (APA/dpa/Reuters)