Sunnyvale - Der kriselnde Internet-Konzern Yahoo! streicht nach einem erneuten Gewinn- und Umsatzrückgang weltweit nochmals rund fünf Prozent aller Stellen. Die bereits dritte Abbauwelle trifft etwa 700 der zuletzt 13.500 Mitarbeiter. Der Konzern plant zudem weitere Kosteneinschnitte, sagte die seit rund 100 Tagen amtierende Yahoo!- Chefin Carol Bartz am Dienstagabend am Konzernsitz im kalifornischen Sunnyvale.

"Die Wirtschaftslage bleibt eine große Herausforderung für uns", warnte Bartz. Neue Spekulationen um eine doch noch mögliche Allianz mit dem Softwareriesen Microsoft wollte sie nicht kommentieren. Im Gegensatz zum Konkurrenten Google musste Yahoo! massive Einbußen bei seinen Werbeeinnahmen hinnehmen.

Während Google zuletzt seinen Werbeumsatz um fünf Prozent steigern konnte, sanken die Einnahmen bei Yahoo! um 13 Prozent auf knapp 1,6 Mrd. Dollar (1,2 Mrd. Euro). Google betreibt vor allem Text-Werbung im Umfeld der Such-Funktion. Yahoo! erzielt dagegen den Großteil seiner Einnahmen mit Display-Werbung (Banner). Google profitiert in der Krise besonders von seiner Größe - viele Werbekunden konzentrieren ihre knapperen Budgets auf die führende Plattform.

Hoher Einmalgewinn zuvor

Der Konzernüberschuss von Yahoo! fiel im ersten Quartal um fast 80 Prozent auf 118 Mio. Dollar. Der Konzern hatte jedoch ein Jahr zuvor einen hohen Einmalgewinn erzielt. Trotz der im Vergleich zu Google schwächeren Zahlen schnitt Yahoo! immerhin besser ab als viele Analysten erwartet hatten. Die Aktie stieg in New York nachbörslich um über fünf Prozent auf 14,38 Dollar.

Berichten zufolge traf sich Yahoo!-Chefin Bartz erst kürzlich mit Microsoft-Chef Steve Ballmer. Yahoo! hatte vergangenes Jahr mehrere Kaufangebote von Microsoft abgelehnt. Der Software-Konzern will gemeinsam Google noch stärker attackieren. Zuletzt im Gespräch war auch ein Teilverkauf nur des Suchmaschinengeschäfts. Bartz lehnte dies erneut ab. Für Yahoo! sei dieser Teil "absolut kritisch", sagte sie. "Da habe ich meine Haltung nicht geändert."

Der neue Stellenabbau erfolge gezielt und nicht wie zuletzt nach der Rasenmäher-Methode, sagte Bartz. Im vergangenen Jahr hatte Yahoo! insgesamt 2.400 Jobs gestrichen. Bartz startete direkt nach ihrem Amtsantritt im Jänner einen Konzernumbau und sorgte für eine großes Stühlerücken im Management.

Für das laufende Quartal erwartet der scheidende Finanzchef Blake Jorgensen einen Umsatz zwischen 1,43 und 1,63 Milliarden Dollar. Der operative Gewinn soll 80 bis 90 Millionen Dollar erreichen. Yahoo! sei gut aufgestellt, wenn die Online-Werbung wieder anziehe.

Yahoo! verdient sein Geld wie Branchenprimus Google ganz überwiegend mit Anzeigen rund um die Internetsuche. Mit seinen Zahlen schnitt der Konzern immerhin besser ab, als viele Analysten erwartet hatten. Die Aktie stieg nachbörslich.

Der deutliche Marktführer Google konnte zuletzt erneut einen Gewinnsprung hinlegen. Allerdings verlangsamte sich auch bei dem erfolgsverwöhnten Konzern das Wachstum. Google profitiert in der Krise besonders von seiner Größe - viele Werbekunden konzentrieren ihre knapperen Budgets auf die führende Plattform.(APA)