Wien - Christiane Goller, die Managerin des Radio Symphonieorchesters Wien (RSO) und Geschäftsführerin des Radiokulturhauses, legt mit sofortiger Wirkung ihre Aufgabe als Leiterin des Orchesters zurück. Wie der ORF bestätigte, wird Ö1-Musikchef Christian Scheib diese Aufgabe übernehmen. "Vielleicht schafft er Dinge, die ich trotz allen Bemühens nicht erreicht habe", so Goller. Im Radiokulturhaus mache sie "natürlich weiter": "Auch dort gibt es durch die wirtschaftliche Situation viel zu tun."

Leitung erst seit Jahresende

Goller hatte die Leitung des Orchesters erst mit Jahresende übernommen, davor hatte Scheib sie bereits für vier Monate karenzbedingt vertreten. Die Situation und die Rahmenbedingungen innerhalb und außerhalb des ORF seien bei ihrer Bewerbung eine ganz andere gewesen, so Goller. Basis ihres Konzepts sei "ein starker öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der selbstverständlich ein Orchester betreibt" gewesen, sowie "politische Rahmenbedingungen, die für eine ausreichende Finanzierung des ORF sorgen, damit er dieses Orchester erhalten kann".

Ausgliederung des Orchesters

Derzeit habe sie allerdings den Eindruck, "dass die Stabilität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks unterwandert wird". Diesen Kurs wolle sie nicht mittragen. Vor allem durch den vom Stiftungsrat verordneten Sparauftrag von insgesamt hochgerechneten 30 Millionen Euro im laufenden Jahr 2009 hätten sich "grundsätzliche Parameter geändert." Neben der von der ORF-Generaldirektion angestrebten Ausgliederung des Orchesters hatte Generaldirektor Alexander Wrabetz bei der jüngsten Stiftungsratsitzung am 2. April im Rahmen des "Szenario 4" erstmals auch die Auflösung des Klangkörpers auf den Tisch gelegt.

Chefdirigent Betrand de Billy erklärte, nicht vorher von der Entscheidung informiert worden zu sein und auch die Beweggründe nicht zu kennen. "Beruhigend sind diese ständigen Wechsel jedenfalls nicht." (APA)