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Jacob Zuma, hier mit seiner dritten Frau, präsentiert sich gern als traditioneller Zulu. Der ANC feierte schon am Donnerstagnachmittag ...

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... und darüber hinaus.

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Die südafrikanische Regierungspartei ANC hat bei der Parlamentswahl einen deutlichen Sieg errungen. Das Ergebnis gilt als Erfolg für den ANC-Spitzenkandidaten Jacob Zuma, der neuer Präsident des Landes wird.

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"Diese Partei ist ein Elefant. Man kann einfach keinen Elefanten umkippen." Jacob Zuma, der Präsident des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) war sichtlich zufrieden, als die ersten Ergebnisse in der Parteizentrale in Johannesburg eintrafen. Südafrika hat Jacob Zuma ins höchste Amt des Landes gewählt. Er steuerte am Donnerstag mit 67 Prozent bei einer Stimmenauszählung von 84 Prozent der Wahllokale auf die Zweidrittelmehrheit zu und feierte bereits am Nachmittag seinen Sieg mit Anhängern in der Johannesburger Innenstadt. Der künftige Präsident tanzte auf der Bühne und sang das Anti-Apartheidslied "Bring me my machine gun" ins Mikro.

Mehr als 77 Prozent der 23 Millionen registrierten Wähler hatten die frühwinterliche Kälte am Mittwoch nicht gescheut und teils stundenlang vor den rund 20.000 Wahllokalen gewartet, um ihre Stimmen abzugeben. 

Die neu geformte Partei Cope (Congress of the People) spielte eine wesentliche Rolle bei der hohen Wahlbeteiligung. Auf nationaler Ebene blieb Cope aber mit rund acht Prozent hinter der Demokratischen Allianz (DA), die mit Helen Zille auf 16,16 Prozent kam und einen Zuwachs an Stimmen erhielt. Ein großer Erfolg für DA ist die Übernahme der Provinz Westkap vom ANC, die einzige Provinz ohne ANC-Führung.

Cope Faktor am Westkap

Der "Cope-Faktor" hatte bei den Wahlkampagnen für hitzige Debatten gesorgt und auch den ANC angespornt, alle Kräfte zu mobilisieren. Eine Million junger Wähler zwischen 18 und 24 Jahre hatten sich zur Wahl registriert, was sich positiv auf die Ergebnisse für Cope auswirkte. Erstmals hatte sich die politische Landschaft in Südafrika dramatisch verschoben, da Cope sich aus dem ANC heraus nach dem erzwungenen Abtritt Thabo Mbekis formiert hatte und nun gegen die Regierungspartei und die Opposition antrat.

Es war zwar ein engerer Wettstreit um die Führungsrolle bei den beiden größeren Oppositionsparteien erwartet worden. Aber die Wähler teilten offenbar ihre Stimmen auf, denn auf Provinzebene schneidet Cope vielfach besser ab: So verliert die traditionelle Inkatha Freiheitspartei (IFP) unter Zulu-Prinz Mangosuthu Buthelezi in KwaZulu-Natal viel an Cope, auch an den ANC. Die IFP bleibt mit einem vorläufigen Ergebnis von etwa drei Prozent eine bescheidene, regionale Partei. Auch in anderen Provinzen büßten kleine Parteien Stimmen ein. 

Trotz Zumas Umstrittenheit besonders bei der weißen und schwarzen Mittelklasse, hat das Wahlergebnis gezeigt, dass die Mehrheit der Wähler an ihn glaubt. Anzeichen sind da, dass der Polygamist Zuma mit traditionellen Anschauungen Südafrika eher konservativ regieren wird. In jedem Fall markiert die Wahl den Beginn einer neuen Ära in Südafrikas Politik. Die Demokratie ist gereift, nachdem der frühere Präsident Mbeki sein Amt Ende 2008 verließ und Südafrikas Mehrheit sich nun in friedlichen und fairen Wahlen für seinen politischen Rivalen Jacob Zuma entschieden hat.

ANC ist gespalten

Zuma hatte es nur drei Wochen zuvor geschafft, über acht Jahre hinziehende Ermittlungen und eine Anklage wegen Korruption abzuwenden. Die größte Herausforderung für den neuen Präsidenten dürfte jedoch seine eigene Partei sein: Er regiert nicht mit einem vereinten ANC. Zudem ist die linke Regierungsallianz mit der kommunistischen Partei und dem Gewerkschaftsverband verbunden.

Adam Habib, der stellvertretende Vize-Rektor der Universität von Johannesburg denkt: "Er wird wie alle Politiker etwas an die zurückzahlen, die ihm zur Macht verholfen haben." Der ANC, der seine Popularität aus seinem Kampf gegen die Apartheid bezieht, hatte bei allen Wahlen seit 1994 mehr als 60 Prozent der Stimmen erobern können, 2004 waren es sogar knapp 70 Prozent. (Martina Schwikowski aus Johannesburg/DER STANDARD, Printausgabe, 24.4.2009)