Kaum ist der Lehrer-Streit beendet, fühlen sich schon die nächsten Interessensgruppen angegriffen. Mittlerweile ist die Tourismus-Branche beleidigt und die Schüler noch dazu. Der Kreis dreht sich weiter, die Diskussion wird aber immer absurder.

Stein des Anstoßes dieses Mal: keine Stunden, sondern Tage - die schulautonomen Tage. Vier an der Zahl sind es an den Pflichtschulen, fünf an den weiterführenden Schulen. Noch ist nicht klar, was an diesen Tagen wirklich passieren soll, doch die Beschwerden lassen nicht lange auf sich warten.

Zu Wort melden sich auch Personen, bei denen man die direkte Betroffenheit durch die Bildungsdiskussion erst auf den zweiten Blick vermutet. Der Obmann der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der WKO spricht etwa davon, dass die Einigung zwischen Schmied und der Lehrergewerkschaft ihr Ende "auf dem Rücken der Tourismuswirtschaft" gefunden habe. Die Abschaffung der schulautonomen Tage könnte dem Tourismus Einbußen von 40 bis 50 Millionen Euro bescheren und Arbeitsplätze gefährden. Könnte (!) wohlgemerkt. Denn, dass so viele Familien die Zeit und das Geld dazu haben an den schulautonomen Tagen in den Urlaub zu fahren, darf bezweifelt werden. Der verschwindend geringe Prozentsatz der regelmäßig dafür Zeit hat, wird, ob der fehlenden Urlaubstage, trotzdem Möglichkeiten finden, um das Geld an den Tourismus zu bringen.

Unsere überforderten Schüler

Die SchülerInnen haben da, so scheint es, schon mehr Berechtigung und Gründe, sich über die Abschaffung der schulautonomen Tage zu beschweren. Von einer weiteren Überforderung ist die Rede. Glaubt man den vielen Bildungsstudien, die Österreichs Schülern im Vergleich zu anderen Ländern nur eine mäßigen Erfolg bescheinigen, so korreliert diese Überforderung der SchülerInnen aber offensichtlich nicht mit einer überdurchschnittlichen Forderung nach Leistung. In Österreich gibt es viele schwache Schüler, die trotzdem überfordert sind.

Diese Überforderung rührt allerdings nicht aus der hohen zeitlichen Beanspruchung (Österreich liegt was die Schulzeit anlangt derzeit unter dem OECD-Schnitt), sie hat vielschichtige Gründe. Davon auszugehen, dass fünf (!) Tage mehr Unterricht im Jahr - wenngleich es noch nicht einmal sicher ist, ob es nicht nur beim Förderunterricht bleibt - den SchülerInnen noch mehr Druck auferlegen würden, wäre zu einfach gedacht. Im Gegenteil: die Aufhebung der schulautonomen Tage ist eine Chance für leistungsschwache Schüler. Sollte es speziellen Förderunterricht geben, dann würden gerade diese Gruppen davon profitieren.

Eltern können besser planen

Eines ist klar: kaum ein Schüler geht gerne länger als nötig in die Schule. Für die Familien bedeutet das Ende der schulautonomen Tage jedoch eine große Entlastung. Bisher waren viele Elternteile mit der Planung und Organisation überfordert, hatten doch viele Geschwister an unterschiedlichen Schulen zu unterschiedlichen Zeiten frei. Damit ist jetzt Schluss. Die 20 bis 30 Stunden, die die SchülerInnen dadurch länger in der Schule sitzen, sind das allemal wert. In Summe bringen sie den Betroffenen mehr Nutzen als Schaden. Auch wenn das der Tourismus-Branche vielleicht nicht Recht ist. (Teresa Eder/derStandard.at, 23.4.2009)