
Swan Lake: "Enemy Mine" (Jagjaguwar/Trost)
Daniel Bejar (Destroyer, The New Pornographers), Spencer Krug (Wolf Parade, Sunset Rubdown) und Carey Mercer (Frog Eyes) haben sich auf ihrem zweiten Album vertracktem Songwriting verschrieben, das sich hörbar am Leidenspathos des jungen David Bowie orientiert. David Bowie, als dieser noch mithilfe kaputtmachender Drogen zu den Sternen segelte. Dazu kommt vertrackte Psychedelik und ein Schuss Prog-Rock. Schwermut regiert. Allein der zum Weinen schöne, mit gebrochenem Verliererpathos zum Bersten gefüllte Eröffnungssong Spanish Gold 2044 zählt zum Besten, was tragödischer Pop zu bieten hat.

Black Dice: "Repo" (Paw Tracks/Trost)
Das Trio aus Brooklyn zelebriert mit elektronischer Schrottplatz-Ästhetik eine neue Form von Psychedelia, die mit Tonbandschlaufen, gebrochenen Dancefloor-Beats und einer gewissen Vorliebe für das Zerhäckseln von Melodien und Harmonien mitunter zu erstaunlich zwingenden Ergebnissen gelangt. Der theoretische Überbau der geistesverwandten deutschen Kollegen Mouse On Mars wird in eine heitere Bastelstunde im Zeichen der musikalischen Früherziehung geleitet. Bloß, dass keine Kindergartentante rechtzeitig Stopp! schreit. Schluss mit ernst.

Fever Ray: "Fever Ray" (V2/Universal)
Karin Dreijer Andersson, die Sängerin des aparten schwedischen Elektronik- und Geschwisterduos The Knife, gastiert nicht nur auf dem aktuellen Album der norwegischen Club-Lieblinge Röyskopp (Junior). Auch solo bringt die mit diversen Effektgeräten ihre Stimme modulierende Künstlerin gern die Disco in die Geisterbahn. Bizarre, sinistre Klänge über schaumgebremsten Beats laden zur kollektiven Paranoia auf dem Dancefloor.

Miss Kittin and The Hacker: "Two" (Groove Attack/Edel)
Acht Jahre nach ihrem ersten gemeinsamen Album treffen die Mitbegründer des Electro Clash wieder aufeinander und lassen die Maschinen tanzen. DJane Caroline Hervé am Mikrofon und Michel Amato an den Schaltkästen inszenieren heute wie damals schwer unterkühlten Electropop im Zeichen der guten alten New Wave und Italo-Disco, haben sich also nicht gnadenlos Richtung Modernität verändert. Als Soundtrack für fortschrittliche Clubs und Modeschauen in Paris und Mailand taugen die elf Tracks aber noch allemal.

Scary Manison: "Every Joke Is Half The Truth" (Talitres Records/Hoanzl)
Das Trio um die bildende Künstlerin Leah Hayes, die unter anderem schon mit den Szenelieblingen TV On The Radio auf Tour war, produziert verträumten Shoegazer-Pop, der manchmal Richtung Noise, manchmal Richtung Folk driftet. Unter anderem kommt dabei ein aus den Appalachen kommendes Instrument namens Thunderstick zum Einsatz. Artverwandt mit dem Banjo kann man damit elektrisch aufgesext ganz ordentlich Lärm machen. Gesanglich orientiert sich Leah Hayes dann eher am sich aus Kummer und Innigkeit oft verschluckenden Gesang einer Cat Power.

Tartufi: "Nests Of Waves And Wire" (Southern/Trost)
Das Duo aus San Francisco produziert vertrackte wie derbe, kunstvolle Kunstmusik an der Schnittstelle von alten Postpunk- und Tonband-Experimentatoren wie This Heat aus den 70er- und frühen 80er-Jahren, der Collagen-Technik des Animal Collective und der melancholischen Popschule von alten Shoegazing-Bands aus Großbritannien. (Christian Schachinger, RONDO - DER STANDARD/Printausgabe, 24.04.2009)