Unlängst rief mich der nette Kollege vom Fernsehen an, der Internet- und Telekomexperte ist, sich aber künftig auch um die Autoindustrie kümmern soll. Wir plaudern über GM, Opel und das Werk in Wien-Aspern. Er sehe sich selbst, sagte er, noch nicht als Kfz-Wirtschaftsexperten, weil er nie ein Auto besessen habe und mit dem Nachwuchs zu den Schwiegereltern aufs Land nur mit dem Zug gefahren sei (wobei man vom Bahnhof von der Großfamilie dann doch mit Autos abgeholt wurde).
Mir nötigt die freiwillige Dependenz von öffentlichen Verkehrsmitteln, auch wenn sie nicht in letzter Konsequenz durchgezogen wird, immer großen Respekt ab. Wir haben uns nämlich der Autoabhängigkeit bereits ergeben, unser Privatauto ist schon ein outgesourctes Wurmzeuglager: Das klappbare Reisebett, der zerlegbare Plastikbabysessel vom Schweden, diverse Kurzwaren (Thermosflaschen, Becher, Plastikteller, Decken etc.) lagern permanent im Kofferraum.
Der Wurm macht übrigens auch gerade eine Art Maschinenphilophobie durch, die sich vorerst nur auf den Staubsauger beschränkt, den er im abgestellten Zustand superleiwand findet, weil er Rollen hat und durch die Wohnung geschoben werden kann. Sobald die Turbine des Haushaltsgerätes aufjault, kreischt auch der Wurm, muss aber stets fasziniert in der Nähe des Staubsaugers bleiben - nur quietschend halt.
In Autos ist er noch ruhig. Er empfindet es nur als persönliche Beleidigung und flucht auf Babyisch, wenn wir so fahren, dass ihn die Sonne durch die Fenster blendet. Doch bald ist der größere Kindersitz fällig, und der Wurm wird cool in Fahrtrichtung schauen. Es könnte nur auch die Sache mit dem Speiben virulent werden.
Alles Probleme, die der nette Kollege vom Fernsehen nie hatte. (Leo Szemeliker/DER STANDARD/Automobil/24.4.2009)
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Unlängst rief mich der nette Kollege vom Fernsehen an, der Internet- und Telekomexperte ist, sich aber künftig auch um die Autoindustrie kümmern soll