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Mirek Topolánek will das bürgerliche Lager einen.
Es fing mit gegenseitigen Komplimenten an. So geschehen, als der scheidende tschechische Premier Mirek Topolánek vor ein paar Wochen einige frühere Politiker, unter ihnen Expräsident Václav Havel, für ihre Verdienste um den Nato-Beitritt Tschechiens vor zehn Jahren auszeichnete. Als Havel dann in einem großen Interview in der Tageszeitung Lidové noviny den von der sozialdemokratischen Opposition betriebenen Sturz der Regierung Topolánek wörtlich als "Dolch, der in den Rücken der Tschechischen Republik gestoßen wurde" , bezeichnete und dem Kabinett gute Arbeit attestierte, sorgte das für einiges Aufsehen.
Der von Havel quasi "geadelte" Topolánek wiederum erklärte fast zeitgleich, er wolle mit dem Thema Freiheit in die vorgezogenen Neuwahlen im Oktober ziehen und das gesamte bürgerliche Lager hinter seiner Partei einen, um einen Sieg der Sozialdemokraten und eine mögliche Regierungsbeteiligung der unreformierten Kommunisten zu verhindern.
Noch symbolträchtiger war wenig später eine andere Begebenheit. Als Topoláneks rechtsliberale ODS Anfang dieser Woche ihr 18-jähriges Bestehen feierte, fehlte ihr Gründer und langjähriger Vorsitzender, der heutige Präsident Václav Klaus. Klaus hat vergangenen Herbst seinen Ehrenvorsitz bei der ODS aus Protest gegen ihre Unterstützung für den EU-Reformvertrag von Lissabon zurückgelegt.
In Tschechiens bürgerlichem Lager scheint jedenfalls einiges in Bewegung zu sein. In den Medien finden sich seit Tagen Berichte über die mögliche Gründung einer neuen proeuropäischen Partei, die dann mit Topoláneks ODS ein Bündnis eingehen könnte. Zu den kolportierten Protagonisten dieser Gruppierung könnte mit dem scheidenden Außenminister Karl Schwarzenberg ein wichtiger früherer Mitarbeiter Václav Havels gehören. (Robert Schuster aus Prag/DER STANDARD, Printausgabe, 24.4.2009)