Gestaltungswillige Politiker wie Sportminister Norbert Darabos rechtfertigen Kontrolle und Vertrauen - insbesondere, falls sie Systemfehler wie Doping oder die unübersichtliche Sportförderung abstellen wollen. Die Gefahr des gut gemeinten Übergriffs gleicht der Kontinuität des Übelstandes. Im Dezember 2008 verriet Sportminister Norbert Darabos im Standard-Interview einen Plan: Die Zerschlagung des ÖOC durch Eingliederung in die Bundes-Sportorganisation BSO. Seit der Novellierung des Sportfördergesetzes kontrolliert Darabos den akuten, medienwirksamen Teil der Spitzensportfinanzierung. Auch über das schon bisher dem Spitzensport zugeteilte Geld wird (über das "Team Rot Weiß Rot" ) letztlich im Ministerbüro entschieden. Die Bundessport-Organisation und die Verbände büßen an Mitspracherecht ein.

Der Minister will gedopte Spitzensportler unters Strafrecht zwingen - mit dem unsinnigen Hinweis, solche Strafdrohung werde Beschuldigte zur Wahrheit zwingen oder per Kronzeugenregelung verlocken. Beschuldigte aber dürfen vor Gericht schwindeln, wenn sie sich damit Vorteile verschaffen. Darabos gibt über Jahrhunderte erkämpften Boden der liberalen Gesellschaft preis, er will auch den dem österreichischen Kodex fremden Kronzeugen, der nicht einmal für Terroristen vorgesehen ist, für eine Lappalie einführen. Da sollte jemand weniger CSI-Krimis konsumieren. (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe, Freitag, 24. April 2009)