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McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh gibt Verstöße gegen den Sportparagrafen 151c zu.
Sakhir/Bahrain - Daimler setzt den Internationalen Automobil-Verband in der "Lügen-Affäre" um Weltmeister Lewis Hamilton unter Druck. Der Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche erwägt für den Fall eines harten Urteils sogar den Ausstieg aus der Formel 1. "Wenn sich das Umfeld ändern sollte, etwa durch eine unangemessene Bestrafung durch die FIA, wäre es möglich, dass wir das Engagement überdenken", sagte der Konzern-Chef dem Nachrichtenmagazin "Focus".
Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug versicherte der Deutschen Presse-Agentur dpa am Samstag vor der Qualifikation zum Großen Preis von Bahrain: "Dies ist nicht als Ausstiegsszenario zu interpretieren." Am Mittwoch entscheidet der FIA-Weltrat in Paris über die Angelegenheit. McLaren-Mercedes droht eine mehrere Rennen umfassende Sperre oder eine drastische Geldbuße. Ein WM-Ausschluss, wie von verschiedenen Seiten spekuliert, scheint ausgeschlossen.
Daimler will voraussichtlich am Dienstag seine 141.000 Beschäftigten über die Einzelheiten seines Sparpakets informieren. Dazu seien in den deutschen Werken außerordentliche Betriebsversammlungen geplant. Wegen des dramatischen Absatzeinbruchs in den vergangenen Monaten müssen sich die Beschäftigten auf starke Lohneinbußen einstellen. Zetsche will mit mehreren Maßnahmen die Personalkosten in diesem Jahr um zwei Milliarden Euro senken.
McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh und Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug hatten am Freitag in Sakhir gegenüber der dpa erklärt, dass sie vor der Verhandlung vor dem Weltrat keine Stellungnahme zu dem Verfahren abgeben wollten. Laut "Focus" will der Daimler-Vorstand am Montag "über Ausstiegsszenarien aus dem 250 Millionen Euro teuren Spektakel debattieren". Der Daimler-Betriebsratsvorsitzende hatte bereits einen Grand-Prix-Ausstieg gefordert. Die Arbeitnehmer hätten angesichts der Krise kein Verständnis mehr für das Engagement.
Im jetzigen Fall vor dem Weltrat geht es um den Großen Preis von Australien. Hamilton hatte beim Saisonauftakt während einer Safety-Car-Phase, in der Überholen verboten ist, Jarno Trulli vorbeigelassen. Hamilton hatte bei der Anhörung vor den Rennkommissaren bestritten, Anweisungen für sein Manöver gehabt zu haben. Durch seine Aussagen hatte Toyota-Pilot Trulli eine 25-Sekunden-Zeitstrafe erhalten und seinen dritten Platz an Hamilton verloren. Später stellte sich heraus, dass McLaren-Mercedes seinem Piloten über Boxenfunk sehr wohl mitgeteilt hatte, Trulli passieren zu lassen. Der FIA lagen dazu auch Tonbänder der britischen BBC und der Funkverkehr vor. Trulli erhielt nachträglich Platz drei zurück, der Brite wurde disqualifiziert.
In der "Spionage-Affäre" 2007 wurde das Team zur Rekordstrafe von 100 Millionen Dollar verurteilt und aus der Konstrukteurs-Wertung ausgeschlossen. Damals ging es um den illegalen Transfer von geheimen Ferrari-Daten an einen ehemaligen McLaren-Ingenieur. (APA/dpa)