
Für viele Jugendliche ist externe Beratung wichtig - nicht alles kann und will man mit Eltern oder Lehrern besprechen.
Ab ins Ausland? Einfach relaxen und die Freiheit genießen? Ein Studium an Uni oder FH? Oder lieber gleich rein ins Berufsleben? Über 40.000 MaturantInnen stehen im Frühsommer des Jahres schwere Entscheidungen bevor. "Von A wie Arbeit bis Z wie Zivildienst". Birgit Schrentenwein ist seit zweieinhalb Jahren Beraterin in der Jugendinfo Wien.
Existenzängste der Jugendlichen
Die Einstellung der Jugendlichen zu Beruf und Studium habe sich in den vergangenen Jahren verändert, erzählt Schrentenwein. "Ich studier mal und dann schau ich weiter, was sich ergibt - das gibt es nicht mehr". Plagen die Jugendlichen Existenzängste? "Ich denke, das kann man schon so sagen", so die Beraterin. "Es gibt eine Tendenz, schnell zu studieren und keine Zeit zu verlieren". Die Angst, ob man mit dem Studium auch am Arbeitsmarkt bestehen kann, sei größer geworden.
In den österreichischen Jugendinfos können 13- bis 26-jährige sich Rat und Hilfe bei Fragen rund um Job, Ausbildung, Auslandsaufenthalte und sonstige Probleme holen. Seit neuestem werden die erfolgten Anfragen auch ausgewertet und zeigen so, was Österreichs Jugendliche interessiert und bewegt. In den Monaten Jänner bis März 2009 haben die Österreichischen Jugendinfos insgesamt rund 36.800 Anfragen beantwortet. Meistgefragte Themen waren "Internationales" (22 Prozent), "Arbeit" (17 Prozent) und "Leben" (13 Prozent). Konkret informierten sich über 13.100 Jugendliche über Möglichkeiten, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Hoch im Kurs stehen dabei immer noch Infos zu Au Pair-Aufenthalten und Jobben im Ausland.
Ferialjobs und Studienmöglichkeiten
Im Bereich "Leben" erfassen die Jugendinfos die Themen Wohnen, Gesundheit, Beziehung/Familie, Geld und Recht. Hier gibt es den Daten der Jugendinfos zur Folge einen klaren Informationsbedarf in Sachen "Jugendschutz". 2700 junge Menschen holten dazu Auskunft bei den Jugendinfos ein.
Der Schwerpunkt im Bereich "Arbeit" lag saisongemäß bei Fragen zur Ferienjobs - rund zehn Prozent aller Anfragen überhaupt betrafen die Suche nach einem Job für den Sommer. "Das ist aber auch eine Saisonfrage", erklärt Schrentenwein. Im Sommer würden dann die Anfragen von MaturantInnen zu Studienmöglichkeiten überwiegen.
Eine oft gestellte Frage: "Soll ich das studieren, was mich interessiert, oder das, was 'vernünftig' ist?" Eine Herausforderung für die BeraterInnen - es gehe vor allem darum, gemeinsam mit den Jugendlichen Vor- und Nachteile herauszuarbeiten. "Wir übernehmen nicht Verantwortung für Entscheidungen, sondern wir helfen den Jugendlichen, sich darüber klae zu werden, was sie machen wollen", erklärt die Beraterin.
Schulen und Eltern als Berater?
Ist Job- und Ausbildungsberatung nicht eigentlich etwas, was die Schulen oder die Eltern erledigen sollten?
"Das kann man so generalisierend nicht sagen", meint Schrentenwein. Manche Schulen seien sehr engagiert in dem Bereich, manche überhaupt nicht. Und was das Thema Eltern angeht: "Für viele Jugendliche ist es wichtig, die Beratung extern zu bekommen, nicht direkt von den Eltern". Der Bedarf nach Beratung hänge stark von der Familiensituation ab. "Manche Jugendliche entscheiden über ihren beruflichen Weg gemeinsam mit den Eltern, manche entscheiden autonom und konfrontieren Vater und Mutter dann mit den fertigen Fakten". (az, derStandard.at, 27.4.2009)