Nikosia - Schwedens Außenminister Carl Bildt sieht derzeit eine einmalige Chance, den Zypern-Konflikt zu lösen. Bildt traf am Freitag mit seinem zypriotischen Amtskollegen Markos Kyprianou in der Inselhauptstadt Nikosia zusammen. "Wir haben jetzt ein einmaliges Zeitfenster für die Lösung. Zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer in Deutschland haben wir noch eine geteilte Hauptstadt in Europa" sagte Bildt im zypriotischen Radio. "Das kann von keinem akzeptiert werden", fügte er hinzu. Bildt besucht Zypern, bevor sein Land die EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte 2009 übernimmt.

Völkerrechtlich wurde ganz Zypern 2004 Mitglied der Europäischen Union, doch findet das EU-Regelwerk in dem von türkischen Truppen besetzten Nordteil keine Anwendung. Trotz des jüngsten Wahlsiegs der nationalistischen Hardliner im türkischen Teil werden die griechisch-türkischen Volksgruppengespräche zur Wiedervereinigung der Mittelmeerinsel normal fortgesetzt. Das gab am Dienstag der zypriotische Präsident Demetris Christofias in Nikosia bekannt. Zuvor war er mit dem politischen Führer der türkischen Zyprioten, Mehmet Ali Talat, zusammengetroffen. Die Spitzengespräche sollen am 5. Mai weitergeführt werden.

Putsch

1974 waren türkische Truppen nach einem vom damaligen griechischen Militärregime in Athen mit Wissen des US-Geheimdienstes CIA inszenierten Putsch gegen den ersten zypriotischen Präsidenten Erzbischof Makarios auf der Insel gelandet, um deren Anschluss ("Enosis") an Griechenland zu verhindern. Sie besetzten 37,5 Prozent des Inselterritoriums. 200.000 griechische Zyprioten wurden aus dem Norden vertrieben, etwa 50.000 türkische Zyprioten flüchteten aus dem Süden in den Norden.

Ein UNO-Wiedervereinigungsplan war 2004 von den griechischen Zyprioten in einem Referendum massiv verworfen worden, die türkischen Zyprioten hatten ihn dagegen gutgeheißen. Begründet wurde die Ablehnung der griechischen Zyprioten damit, dass der Plan dem Großteil der nach der türkischen Invasion 1974 aus dem Norden Vertriebenen bzw. deren Nachkommen die Rückkehr in ihre Heimatorte verwehrte, zugleich aber vorsah, dass ein beträchtlicher Teil der von der Türkei angesiedelten Festlandtürken und der türkischen Truppen auf der Insel bleiben kann. (APA/dpa)