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Helmut Denk

Foto: APA/INSTITUT FUER PATHOLOGIE

Wien - Bei der Sitzung der Gelehrtengesellschaft am Freitag wurde der Grazer Pathologe Helmut Denk zum neuen Präsidenten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gewählt. Er folgt in dieser Funktion Peter Schuster nach, der seit 2006 an der ÖAW-Spitze stand und nicht mehr kandidiert hat. Zur Vizepräsidentin wurde die Altertumswissenschafterin Sigrid Jalkotzy-Deger gewählt. Damit gehört erstmals eine Frau dem Akademie-Führungsgremium an. Zum neuen Generalsekretär wurde der Osteuropahistoriker Arnold Suppan gewählt.

Schwieriges Erbe

Die Mitglieder des Präsidiums werden für jeweils vier Jahre von den wirklichen Mitglieder (derzeit 166) der Akademie aus ihrem Kreis gewählt. Die Amtsperiode beginnt am 1. Juli 2009. Jalkotzy-Deger folgt dem Wirtschaftshistoriker Herbert Matis nach, der das Amt des Vizepräsidenten seit 2003 innehat. Suppan löst Herwig Friesinger ab, der seit 2003 Generalsekretär der ÖAW war. Denk war von einer Akademie-internen Findungskommission vorgeschlagen worden. Dieses Gremium hatte für die Akademie-Führung ursprünglich den Rektor der Technischen Universität (TU) Graz, Hans Sünkel, vorgeschlagen, der aber vor rund einem Monat absagte.

Die neue Akademie-Führung tritt in schwierigen Zeiten ihr Amt an: Statt den von der ÖAW gewünschten 95 Mio. Euro stehen im Budget für 2009 nur 85 Mio. Euro bereit, für 2010 sind 87,55 Mio. Euro veranschlagt. Der amtierende Präsident Schuster hatte angekündigt, dass ÖAW-Einrichtungen geschlossen werden und auch Stellen abgebaut werden müssen. 

Werdegang

Helmut Denk wurde am 5. März 1940 in Scheibbs (NÖ) geboren. Sein Studium der Medizin hat er an der Universität Wien im Jahr 1964 "Sub auspiciis praesedentis" abgeschlossen. Im Zuge seiner Forschungslaufbahn war der Experte für Lebererkrankungen u. a. an der Mount Sinai School of Medicine der City University in New York (USA) tätig und als Gastprofessor an der Yale University School of Medicine in New Haven. Nach seiner Habilitation für Pathologische Anatomie im Jahr 1976 ging Denk im Jahr 1983 als Professor für Pathologie nach Graz (emeritiert 2008) und leitete dort ein Team mit rund 120 Mitarbeitern. Erfahrung in höherer Funktion konnte er von 1991 bis 1997 auch als Vize-Präsident des Wissenschaftsfonds FWF sammeln.

Denk ist wirkliches Mitglied der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der ÖAW, Senator der deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und Fellow des Royal College of Pathologists in London. 1999 wurde ihm das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst verliehen, die höchste Auszeichnung für Wissenschafter in Österreich. Er gehört damit der Österreichischen Kurie für Wissenschaft und Kunst an.

Denk ist Autor und Co-Autor von mehr als 250 medizinischen Fachpublikationen - unter ihnen das meist gekaufte Lehrbuch der Pathologie ("Pathologie" von Böcker, Denk und Heitz) im deutschen Sprachraum. Mit drei Kollegen (Kurt Zatloukal, Peter Swetly, Nikolaus Zacherl) gründete der Pathologe im Jahr 2001 das Grazer Biotech-Unternehmen Oridis Biomed als ein Spin-off der damaligen Fakultät der Universität Graz. Das Unternehmen erforscht Herkunft und Entstehung von Krankheiten mit dem Fokus auf Stoffwechselerkrankungen der Leber. Basis dafür war die am Institut vorhandene Gewebebank mit drei Millionen Gewebeproben.

Das neue Team

Die gebürtige Linzerin Sigrid Jalkotzy-Deger (geboren am 3. Februar 1940) studierte Alte Geschichte und Klassische Philologie sowie Geschichte und Klassische Archäologie an der Universität Wien und absolvierte auch ein Studium an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Nach der Promotion (1968) folgte ein Postgraduales Studium an der Cambridge University. Von 1978 bis 1986 war sie Assistentin am Institut für Alte Geschichte und Klassische Archäologie der Universität Wien. 1979 habilitierte sie an der Universität Wien für "Alte Geschichte". Von 1986 bis zu ihrer Emeritierung 2008 war Jalkotzy-Deger Professorin am Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde der Universität Salzburg. 1987 wurde sie zum korrespondierenden, 1995 zum wirklichen Mitglied der ÖAW gewählt. Seit 1988 ist sie Obfrau der Mykenischen Kommission der ÖAW und leitet das österreichische Team der österreichisch-griechischen Ausgrabungen in Elateia/Phokis.

Arnold Suppan, geboren am 18. August 1945 in St. Veit an der Glan (Kärnten), studierte Geschichte und Germanistik an der Universität Wien. Nach der Promotion 1970 war er ab 1971 Assistent am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien. 1984 habilitierte er sich für das Fach "Osteuropäische Geschichte". Seit 1994 war Arnold Suppan Universitätsprofessor am Institut für Osteuropäische Geschichte, von 2002 bis 2008 fungierte er als Institutsvorstand. 1988 bis 2002 leitete er das Österreichische Ost- und Südosteuropa-Institut in Wien. 1998 wurde er zum korrespondierenden, 2002 zum wirklichen Mitglied der ÖAW gewählt. Seit 2003 ist er Obmann der Historischen Kommission der ÖAW. (APA)