Wien - Nach 21 Monaten in Untersuchungshaft ist Ex-Investmentbanker Michael Berger wieder auf freiem Fuß - vorerst. Denn eine mögliche Anklage wegen Täuschung sei "noch nicht vom Tisch", sagte Bergers Anwalt, Jürgen Mertens, dem Standard.

Der 37-jährige gebürtige Salzburger hatte 1996 in New York den Hedgefonds "Manhattan Capital Fund" gegründet. Satte 575 Millionen Dollar (426 Mio. Euro) hat Berger von Investoren und Banken übertragen bekommen. Mit diesem Geld hat Berger während der Dotcom-Blase gegen Internet- und Technologiewerte spekuliert. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 war das Geld verloren, Berger stand vor Gericht. Ihm wurde vorgeworfen, Investoren über die Performance seines Fonds getäuscht zu haben.

Kooperation zugesichert

Vor dem US-Gericht hat Berger ein Geständnis abgelegt, das er später dementierte. Bei der Urteilsverkündung im März 2002 erschien der Banker nicht mehr. Er war bereits nach Österreich geflohen und wurde seitdem gesucht, unter anderem von der Bundespolizeibehörde FBI, auf deren "most wanted"-Liste Berger einst stand. Am 6. Juli 2007 wurde er in Österreich verhaftet und sollte hier ein weiteres Mal vor Gericht gestellt werden. Für Berger gilt die Unschuldsvermutung.

Mehr als fünf Mal hat Bergers Anwalt Anträge auf Enthaftung gestellt. Das Gericht hatte sie bisher wegen "Fluchtgefahr" und "Tatbegehungsgefahr" (Möglichkeit, nochmals dieselbe Tat zu begehen) abgelehnt. Die Frist, jemanden ohne Anklage in U-Haft zu halten, ist mit 24 Monaten begrenzt. Da ein von der Justiz angefordertes Sachverständigtengutachten bzw. eine Anklage noch immer nicht vorliegen, wurde Berger nun enthaftet.

Pass besitzt Berger seit seiner Flucht aus den USA keinen mehr, sagte sein Anwalt. Derzeit sei er in Salzburg bei seiner Familie. Mit den Behörden will Berger nun kooperieren. "Er hat seine Lektion gelernt und wird sich einem Verfahren stellen", sagte Mertens. (bpf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.4.2009)