Washington - Der Internationale Währungsfonds (IWF) soll nach dem Willen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) zur Krisenfeuerwehr und obersten Finanzaufsicht ausgebaut werden. Dazu werden die Mittel des Fonds deutlich angehoben. Auch soll der IWF den Großteil der angekündigten 1.100 Mrd. Dollar (831 Mrd. Euro) gegen die Krise verteilen, mit denen die globale Wirtschaft angekurbelt werden soll. Zusammen mit dem neuen Financial Stability Board (FSB), in dem alle G-20-Staaten vertreten sind, sollen Regulierungsstandards entwickelt und die Kooperation zwischen den Aufsichtsbehörden verbessert werden. Die wichtigsten Punkte:

MITTELAUFSTOCKUNG: Die IWF-Ressourcen zur Kreditvergabe sollen mittelfristig auf 750 Mrd. US-Dollar verdreifacht werden. 250 Mrd. stehen sofort zur Verfügung. Dazu steuern Japan und Europa jeweils bis zu 105 Mrd. bei, 40 Mrd. kommen aus China. Weitere 100 Mrd. der USA werden später bereitgestellt, rund 150 Mrd. kommen von anderen Mitgliedern. Um IWF-Ländern aus Finanzproblemen zu helfen, sollen nach dem Willen der G-20 zusätzliche Sonderziehungsrechte (SZR) im Umfang von 250 Mrd. Dollar verteilt werden. SZR sind eine Reserveeinheit. Sie werden in Währungen wie Dollar, Euro, Pfund und Yen eingetauscht.

AUFTEILUNG: Die Aufstockung der IWF-Mittel belastet die Haushalte der Geberländer - auch den deutschen Bundeshaushalt - zunächst kaum. Das Geld wird aus den Währungsreserven der Mitglieder kommen. Der europäische Beitrag von 105 Mrd. US-Dollar wird nach dem Schlüssel der bisherigen Anteile am IWF aufgeteilt. Deutschland übernimmt 20 Mrd., die die Bundesbank bereitstellt. Deutschland hat derzeit einen Anteil von rund 6 Prozent am Kapital und den Stimmrechten des IWF, die EU insgesamt hat 31,5 Prozent.

IWF-QUELLEN: Wichtigste Quelle für die Kreditvergabe des Fonds sind die Kapitalanteile der 185 IWF-Staaten. Das sind derzeit 200 Mrd. Dollar. Hinzu kommen 50 Mrd. aus besonderen Kreditvereinbarungen. Die "Neue Kreditvereinbarung" (New Arrangements to Borrow/NAB) soll nach dem Londoner G-20-Beschluss um 500 Mrd. Dollar aufgestockt werden. Daran beteiligen sich bisher aber nur 26 Staaten. Die Länder räumen über ihre Notenbanken dem IWF also einen höheren Kredit ein. Die besonderen Kreditvereinbarungen greifen erst, wenn die IWF-Mittel aus den Kapitalanteilen erschöpft sind. Der Anteil Deutschlands an den neuen Kreditvereinbarungen beträgt derzeit 10 Prozent. Deutschland dringt darauf, dass sich alle G-20-Länder und Staaten mit hohen Währungsreserven beteiligen.

KREDITLINIEN: Zur Überwindung der Finanz- und Wirtschaftskrise hat der IWF eine neue Kreditlinie geschaffen - die Flexible Credit Line (FCL). Sie steht den Mitgliedern bereit, die nach Meinung des IWF eine vernünftige Wirtschafts- und Finanzpolitik betreiben und grundsätzlich gesund sind, nun aber unverschuldet in den Sog der Krise gerieten. Als erstes Land will Mexiko das neue Angebot nutzen. Das mittelamerikanische Land hat rund 47 Mrd. Dollar erbeten. Anträge kamen auch von Polen und Kolumbien. Die Länder können sich Geld leihen, bevor sie in Not geraten. Wichtigster Unterschied zu bisherigen IWF-Krediten ist, dass die Bewilligung der FCL nicht an Bedingungen wie harte Auflagen und Reformprogramme geknüpft ist. (APA/dpa)