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Zardari schließt aus, dass die Atomwaffen seines Landes in die Hände der Taliban fallen. "Die Atomanlagen Pakistans sind in sicheren Händen", sagte er am Montag vor Medienvertretern.

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Islamabad - Nach dem Beginn einer Militäroffensive im Norden Pakistans haben die Taliban ihre Gespräche mit der Regierung in Islamabad ausgesetzt. Das von den USA missbilligte Friedensabkommen, durch das im Swat-Tal die Scharia eingeführt wurde, scheint damit wieder in Frage gestellt. Bei neuen Kämpfen kamen mindestens 30 Aufständische und ein paramilitärischer Soldat ums Leben, wie das Militärkommando am Montag mitteilte.

Ein Sprecher des radikalen Geistlichen Sufi Mohammad sagte am Montag, bis zum Stopp der Operation im Verwaltungsdistrikt Dir werde es keine Friedensverhandlungen mehr geben. Sufi Mohammad hatte den umstrittenen Friedensvertrag vermittelt, mit dem die Taliban-Forderungen erfüllt wurden. Die Aufständischen haben ihren Einflussbereich seit den Verhandlungen immer weiter ausgedehnt. Die neue Militäroffensive galt Taliban-Kämpfern im Bezirk Dir. Diese würden verdächtigt, einen Bürgermeister und mehrere Polizisten getötet zu haben, hieß es.

Ein Sprecher des pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari erklärte, die Vereinbarungen für das Swat-Tal hätten weiterhin volle Gültigkeit. Aus dem Innenministerium in Islamabad verlautete dagegen, die mangelnde Bereitschaft der Taliban zur Entwaffnung habe das Abkommen hinfällig gemacht. Am Wochenende hatten sich die Aufständischen aus dem Bezirk Buner zurückgezogen. Sie waren dort bis auf hundert Kilometer auf die Hauptstadt Islamabad vorgerückt, was internationale Besorgnis ausgelöst hatte.

Zardari schließt aus, dass die Atomwaffen seines Landes in die Hände der Taliban fallen. "Die Atomanlagen Pakistans sind in sicheren Händen", sagte er am Montag vor Medienvertretern. Das Befehls- und Kontrollsystem sei umfassend und funktioniere. Für die Anlagen gälten besondere Sicherheitsvorkehrungen. "Ich möchte der Welt versichern, dass die Atomanlagen in Pakistan in sicheren Händen sind", betonte der Staatspräsident.

"Existenziellen Bedrohung"

Die US-Regierung hatte sich alarmiert über den Taliban-Vormarsch geäußert. Verteidigungsminister Robert Gates hatte eine scharfe Warnung an die Regierung in Islamabad gerichtet. Die Stabilität Pakistans sei entscheidend für die Beziehungen zwischen Washington und Islamabad, warnte Gates bei einem Truppenbesuch am vergangenen Donnerstag. "Einige" pakistanische Politiker hätten dies erkannt, es sei aber auch wichtig, angemessene Schritte zu unternehmen. Außenministerin Hillary Clinton hatte der Führung in Islamabad während einer Kongressanhörung vorgeworfen, praktisch vor den Taliban zu kapitulieren. Sie sprach von einer "existenziellen Bedrohung". Die Präsidenten Pakistans und Afghanistans, Asif Ali Zardari und Hamid Karzai, sollen Anfang Mai nach Washington kommen.

Der Westen befürchtet immer mehr, dass islamistische Gruppen in Pakistan die Oberhand gewinnen. Die Stabilisierung des Landes, das über Atomwaffen verfügt, ist zentraler Bestandteil der neuen US-Politik in der Region. Die Einführung des islamischen Rechts im Swat-Tal, mit der Zardari zuletzt eine zentrale Taliban-Forderung erfüllt hatte, wird von den USA missbilligt. Die Scharia sieht zum Teil drakonische Strafen wie etwa die Steinigung für Ehebrecher vor, die nach westlichem Empfinden weit über alles Vertretbare hinausgehen. Zardari wollte mit dem Zugeständnis ein Scheitern des prekären Waffenruheabkommens mit den Aufständischen abwenden. (APA/dpa/AFP/Reuters)