Stuttgart - Daimler wird morgen, Dienstag, tiefrote Zahlen für die ersten drei Monate 2009 vorlegen und ein milliardenschweres Sparpaket verkünden. Konzernlenker Dieter Zetsche hatte auf der Hauptversammlung Anfang April gesagt, das erste Quartal werde wegen der Wirtschafts- und Finanzkrise "deutlich negativ" ausfallen. Als Reaktion tritt der Stuttgarter Autokonzern auf die Kostenbremse. Mit einem Bündel von Maßnahmen will Zetsche allein bei den Personalkosten in Deutschland im laufenden Jahr 2 Mrd. Euro sparen.

Auf außerordentlichen Betriebsversammlungen sollen die Beschäftigten in den deutschen Werken dpa-Informationen zufolge am Dienstagvormittag über die Einschnitte informiert werden.

Lohnkürzungen

Der Autobauer will den 141.000 Mitarbeitern der Daimler AG in Deutschland wegen des dramatischen Absatzeinbruchs der vergangenen Monate herbe Lohneinbußen abverlangen. Die Verhandlungen zwischen Unternehmensführung und dem Betriebsrat liefen am Montag noch, sollten nach dpa-Informationen aber im Laufe des Tages noch unter Dach und Fach gebracht werden. Zetsche hatte langfristig auch Entlassungen nicht mehr ausgeschlossen, falls die Krise weiter andauert.

Der Vorstand will die Wochenarbeitszeit für 73.000 Mitarbeiter um bis zu fünf Stunden verkürzen, dies bedeutet Lohneinbußen von bis zu 14 Prozent. Außerdem soll den Plänen der Konzernspitze zufolge weniger Zuschuss zum Kurzarbeitergeld bei 68.000 Beschäftigten bezahlt werden und die für Mai geplante zweite Stufe der Tariferhöhung verschoben werden. Urlaubs- und Weihnachtsgeld sollen schrumpfen sowie die Erfolgsbeteiligung für 2008 in Höhe von 1.900 Euro nicht ausgezahlt werden.

Absatz brach ein

Die Absatzkrise hat dem Premiumhersteller nach einem drastischem Gewinneinbruch 2008 auch im ersten Quartal des laufenden Jahres heftig zugesetzt. Die Verkäufe rauschten im Vergleich zum Vorjahr fast um ein Viertel (23,2 Prozent) auf 244.800 Autos in die Tiefe. Für das Gesamtjahr 2009 hatte Zetsche angekündigt, Absatz, Umsatz und Ergebnis würden sinken.

Das laufende Geschäft des notleidenden US-Herstellers Chrysler, an dem Daimler noch knapp ein Fünftel hält, belastet die Stuttgarter 2009 nicht mehr. Im vergangenen Jahr hatte die mittlerweile auf Null abgeschriebene Beteiligung an Chrysler bei den Schwaben mit über 3 Mrd. Euro zu Buche geschlagen. Neue Belastungen sind aber im Falle einer Insolvenz des US-Autobauers Unternehmensangaben zufolge nicht auszuschließen. Unter anderem hat Daimler Garantien von rund 1 Mrd. Dollar (756 Mio. Euro) für den Chrysler-Pensionsfonds gegeben, die bei einer Insolvenz nach Kapitel 11 des US-Rechts fällig werden könnten.

Abu Dhabi als Schlüsselinvestor

Der Einstieg des Emirats Abu Dhabi Ende März sorgte dagegen für einen Lichtblick. Der Golfstaat hat den DAX-Konzern mit fast 2 Mrd. Euro frischem Geld versorgt und ist zum größten Aktionär mit einer Beteiligung von mehr als neun Prozent geworden. Damit hat Daimler einen langfristig interessierten Schlüsselinvestor gefunden, der einen gewissen Schutz vor feindlichen Übernahmen bietet. (APA/dpa)